Medienkompetenz heute wichtiger denn je

Medienwissenschaftlerin Caja Thimm über Chancen und Risiken der Online-Medien

Prof. Caja Thimm

Rasanter Anstieg der Internet- nutzung und Boom bei sozialen Netzwerken verlagern die „Face-to-face-Kontakte“ stark in Richtung medialer Beziehungen. Frau Prof. Dr. Caja Thimm, Professorin für Medienwissenschaft und Intermedialität an der Universität Bonn thematisierte in ihrem Vortrag im Studentischen Kulturzentrum Welrich (www.welrich.de) die aktuellen Entwicklungen der online Medien.

Deutschland liegt global gesehen bei weitem nicht an der Spitze der Internetnutzung, sondern ist eher im untersten Drittel anzusiedeln, weit hinter Ländern wie den Philippinen oder Brasilien. Die meistgenutzten Netzwerke, Facebook und Google, befinden sich auf dem besten Weg, eine Monopolstellung einzunehmen. Trotz aller Komfortabilität birgt dies auch große Gefahren in sich. Die großen Unternehmen nutzen längst Facebook als Marketing-Plattform. Über die „I like“ Buttons geben vorwiegend junge Leute ganz unverblümt ihre Vorlieben preis und lösen damit eine unerahnte Flut von zielgruppenorientierter Werbung aus. 

Thimm plädierte für systematische Medien-Bildung in den Schulen. Viele junge User seien ganz überrascht, wenn sie erfahren, dass ihre vermeintlich privaten Selbstdarstellungen im Web allgemein zugänglich sind und bisweilen unerwünschte oder gar kriminelle Handlungen provozieren. Medienkompetenz, die zu verantwortlichem Umgang mit dem Internet anleitet, ist heute wichtiger denn je. 

Aufkommende Fragen - ob die in Social Communities gepflegten Freundschaften nicht eher oberflächlich bleiben, ob die Präsenz in virtuellen Welten wie „second life“ eine Realitätsflucht darstellt, oder wie es bei zunehmender Web-Kommunikation mit der Menschlichkeit aussieht - wurden in anschließender Runde diskutiert. Weltweit verstreute Familienangehörige können Online-Treffen organisieren, man kann seine Freunde via IPod „immer dabei“ haben. Insofern bewertet Thimm die derzeitigen Errungenschaften vorwiegend positiv. Wie sich die Online-Medien weiter entwickeln, könne man im Voraus nicht wirklich prognostizieren. Wichtig sei nach wie vor die Erziehung zum verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien.

 

 

Von Hilde Cavelius