Kardinal Marx: Opus-Dei-Gründer hat Wege für das Konzil vorbereitet

Festmesse in Münchner Theatinerkirche zehn Jahre nach der Heiligsprechung in Rom

Kardinal Reinhard Marx bei der Einführung der Festmesse zum zehnjährigen Jubiläum der Heiligsprechung des hl. Josemaría Escrivá in der Münchner Theatinerkirche (Prälat Dr. Christoph Bockamp, Regionalvikar des Opus Dei in Deutschland, 2.v.l.).

Die große Bedeutung der Heiligsprechung des hl. Josemaría Escrivá für die Weltkirche und für ihn persönlich hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Dienstagabend bei einer Festmesse in der Münchner Theatinerkirche betont. Zehn Jahre nach der Heiligsprechungsfeier auf dem Petersplatz in Rom durch den seligen Papst Johannes Paul II. machte er darauf aufmerksam, dass die von Escrivá in Erinnerung gerufene allgemeine Berufung zur Heiligkeit in die Mitte der Botschaft des II. Vatikanischen Konzils führe. Alle seien aufgerufen, in Alltag, Beruf und Familie den großen Weg zur Heiligkeit zu gehen. Das sei ein großer Auftrag für das 21. Jahrhundert, der noch nicht erfüllt sei. Der Kardinal rief die Gläubigen in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche zur Dankbarkeit für das große Zeugnis des Heiligen auf. „Er kann der ganzen Kirche helfen, diesen Weg zu gehen, der so notwendig ist für die Erneuerung, für die Evangelisierung. Es geht um die Verwandlung unserer Herzen, es geht um die Verwandlung, die erst den Weg zur Heiligkeit ermöglicht“, unterstrich Marx und rief seine Fürsprache dafür an, dass alle diesen Weg finden und aller Welt bezeugen mögen.

Das Miteinander von besonderem und allgemeinem Priestertum wiederentdecken

Der Gründer des Opus Dei habe die Wege dafür bereitet, was später vom II. Vatikanischen Konzil unterstrichen worden sei, dass alle Christen dazu berufen seien, am Priester-, Königs- und Prophetenamt Christi teilzuhaben. Und zwar nicht als „Mini-Priester“, sondern „aus eigener Berufung als Getaufte und Gefirmte in ihrer Arbeitswelt, in ihrer Familie, dort wo sie Zeugnis ablegen in der Politik, in der Gesellschaft, wo auch immer, aus eigener Spiritualität“. Es gehe um eine Wiederentdeckung des Miteinanders, nicht um ein Gegeneinander des von Christus eingesetzten, besonderen und des allgemeinem Priestertum. Dienst der Priester sei es, gemäß dem Willen Christi allen zu helfen, ihre Berufung zur Heiligkeit leben zu können. Diese großartige Dimension des Konzils werde oft nicht recht verstanden.

Entweltlichung meint Verwandlung der Welt in der Zielrichtung Jesu Christi

In seiner Predigt kam Marx auch auf die vom Heiligen Vater in seiner Freiburger Rede erwähnte Entweltlichung als „heilsame Provokation“ zu sprechen. Der Begriff sei teilweise als Flucht aus der Welt verstanden worden, als Christen eine eigene Welt aufzubauen, „losgelöst von dem, was die Menschen unserer Zeit betrifft“. Davon könne überhaupt keine Rede sein: „Es geht dem Papst um das, was der eigentliche Auftrag der Kirche ist, mitzuhelfen, damit die Welt verwandelt wird.“ Dabei gehe es um viel mehr als um politische oder pastorale Aktionen, sondern um die „consecratio mundi“, die Weihe der Welt. Nur wenn die eigentliche Zielrichtung von Christus her entdeckt werde, könne die Welt verwandelt werden und das sein, was sie von Gott her sein solle.

Wichtige Impulse des hl. Josemaría: Die ganze Welt ist Ort der Heiligkeit, alle sind dazu berufen

Dieser Gedanke sei sehr nah an der Spiritualität des hl. Josemaría. „Nicht nur die Kirche, nicht nur die Liturgie, sondern die ganze Welt ist das Spielfeld, um heilig zu werden“, sei ein Impuls, den er gegeben habe, erklärte der Münchner Oberhirte. Es gebe keine Grenze für die Berufung der Menschen zur Heiligkeit. Alle sollten in das Netzwerk der Heiligkeit eingefügt werden. Die Heiligkeit sei nur dann möglich, „wenn wir von Gott her in die Welt hinein den Weg der Verwandlung gehen und wenn wir entdecken, dass alle dazu berufen sind“. Nach dem Vorbild Jesu im Abendmahlsaal und am Kreuz führe der Weg zur Heiligkeit und zur der Verwandlung der Welt über die liebende Hingabe und die Verwandlung des Herzens, so dass das Ganze in ein neues Magnetfeld gestellt werde. Wir könnten durch unsere Liebe alles verwandeln, indem wir uns anschlössen an das, was Christus in der Eucharistie getan habe. „Wenn die Welt den Weg zur Heiligkeit verliert, wird sie nicht zu ihren eigentlichen Möglichkeiten geführt“, gab der Erzbischof zu bedenken.

Kardinal Reinhard Marx im Gespräch mit einem Schreinerlehrling beim Empfang im Innenhof des Erzbischöflichen Ordinariats nach der Festmesse.

Fest des hl. Josemaría Escrivá im Regionalkalender der deutschen Diözesen

In der Einführung der Messe hatte der Regionalvikar des Opus Dei in Deutschland, Prälat Dr. Christoph Bockamp, seine Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass das Fest des hl. Josemaría Escrivá in die Regionalkalender der deutschen Diözesen aufgenommen worden sei und somit in allen Bistümern Messen zu seinen Ehren gefeiert würden. Er erinnerte ferner daran, dass München die erste Stadt in Deutschland gewesen sei, die der Gründer des Opus Dei 1949 besucht habe, wo er auch mit Marx Amtsvorgänger Kardinal Faulhaber zusammengetroffen sei.

Dialog mit dem Kardinal im Innenhof des Erzbischöflichen Ordinariats

Im Anschluss an die Festmesse gab es bei einem Empfang im Innenhof des Erzbischöflichen Ordinariats die Gelegenheit zum direkten Dialog mit dem Kardinal. Dabei berichteten Besucher des auch musikalisch feierlich gestalteten Gottesdienstes von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Spiritualität des Opus Dei als Hilfe für ein authentisches Glaubenszeugnis als Katholiken in Familie, Beruf und gesellschaftlichem Engagement.