Das Bußsakrament ist eine Heimkehr zu Gott

Jesus Christus hat die Menschen durch seinen freiwilligen Kreuzestod aus Liebe von ihren Sünden erlöst. Nach der Taufe werden weitere Sünden begangen, so dass das Bußsakrament für den Einzelnen zur Versöhnung mit Gott notwendig ist.

Es ist großartig, dass der Herr das Bußsakrament eingesetzt hat. Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 18,18). Für jeden gläubigen Katholiken ist es vorgesehen, dass er mindestens einmal im Jahr zur heiligen Beichte geht, und das am besten in der Fastenzeit.

Nur ein geweihter Priester darf das Sakrament der Buße spenden

In der Beichte bekennt der Gläubige seine Sünden dem Priester gegenüber, der in persona Christi das Bekenntnis entgegennimmt und die Absolution – die Lossprechung – erteilt. Das Sakrament der Buße darf nur ein geweihter Priester spenden. Der Priester ist an das Beichtgeheimnis gebunden, von dem es keinerlei Ausnahmen gibt. Der Beichtende sagt seine Sünden Christus; es ist eine wunderbare Begegnung mit Christus. Wenn der Mensch eine schwere Sünde begangen hat, sollte er möglichst schnell zur Beichte gehen, um so auch die heilige Kommunion wieder empfangen zu können. Leichte Sünden brauchen nicht alle bekannt zu werden, wohl aber einige.

Die Reue ist eine Voraussetzung für die Gültigkeit der heiligen Beichte

Das Entscheidende bei der heiligen Beichte ist die Reue über die begangenen Sünden. Es ist daher gut, dass der Beichtende dies auch zum Ausdruck bringt, zum Beispiel indem er sagt, dass ihm die Sünden wirklich leidtun und ihm der Gott zugefügte Schmerz wehtut. Der Priester ist bei der Beichte auch zugleich Richter. Er entscheidet, ob er die Lossprechung erteilen kann oder nicht. In den meisten Fällen wird er das tun können. Zur Gültigkeit der Beichte genügt die unvollkommene Reue, wobei natürlich die Liebesreue – die vollkommene Reue – noch besser wäre. Sie ist aber nicht so einfach, in die Tat umzusetzen, da wir bei sündhaften Handlungen immer eine gewisse Mischung aus Reue und Verletzung zu Tage kommen. Vielleicht schämen sich mancher auch etwas oder ist verärgert darüber, dass es schon wieder passiert ist. Dann ist dies keine vollkommene Liebesreue Gott gegenüber, sondern eben eine unvollkommene Reue. Ärger über die eigenen Sünden sind ein Zeichen von Stolz. Sünden sollten demütig bekannt werden, Ärger passt nicht zur Demut.

Die heilige Beichte ist Sakrament der Versöhnung mit Gott

Der Weg zurück zum Heil ist immer wieder möglich. Gott schenkt immer Vergebung, wenn der Mensch dazu bereit ist und das will. So wie man sich nach einem Streit mit einem Freund wieder versöhnen will, so muss man sich auch mit Gott wieder versöhnen. Deshalb wird das Bußsakrament auch „Sakrament der Versöhnung“ genannt.

Was zu einer Beichte dazugehört

Die verschiedenen Schritte des Bußsakraments sind auf Seiten des Beichtenden: Reue, Bekenntnis der Sünden und Genugtuung durch ein Bußwerk. Nachdem der Beichtende dem Priester seine Sünden bekannt und Reue erweckt hat, erteilt der Priester die Lossprechung von den Sünden: „Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Der Beichtende antwortet mit: „Amen“. Nachdem er den Beichtstuhl verlassen hat, leistet er mit dem auferlegten Bußwerk „Genugtuung“ (meist ein Gebet!). Es ist in der Tat so, dass der Beichtende sich nach der abgelegten Beichte wirklich befreit fühlt und wieder Kraft hat, sein geistliches Leben von neuem zu beginnen.

Buße und Vergebung kommen in der Eucharistiefeier vor

Das allgemeine Schuldbekenntnis am Anfang der Messfeier nimmt in den Worten „Ich bekenne… allen Brüdern und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe!“ die soziale Seite der Sünde ernst. Jeder wendet sich an jeden und bittet, für ihn vor Gott einzutreten: „Darum bitte ich euch, Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.“ Auch das Hören des Wortes Gottes hat Sünden tilgende Kraft. So spricht der Priester nach dem Evangelium leise: „Herr, durch dein Evangelium nimm hinweg unsere Sünden“. Damit wir am Mahl des Herrn nicht unbußfertig teilnehmen, wird im „Vater unser“ noch einmal die Bitte um Vergebung ausgesprochen und die Bereitschaft, selbst zu vergeben, bekundet: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Vielfach werden diese Worte durch ein sichtbares Zeichen der Zuwendung und Versöhnung, den Friedensgruß, unterstrichen. Und dann bekräftigen wir unser Vertrauen auf die vergebende Güte des Herrn mit dem Ruf: „Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt“ und mit dem Gebet „Herr ich bin nicht würdig, dass Du eingehest unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“. In der Eucharistiefeier können aber keine schweren Sünden vergeben werden; hierzu ist die persönliche Ohrenbeichte nötig.

Heutige Situation der heiligen Beichte: sie ist nicht mehr selbstverständlich

Früher war es für viele Menschen selbstverständlich, regelmäßig zur Beichte zu gehen, das Bußsakrament zu empfangen. Vielen, vor allem jüngeren Menschen, ist dieses Sakrament heute jedoch fremd geworden. Es ist ja auch gar nicht so einfach, einem anderen seine Sünden zu beichten. Andererseits: Sünde macht einsam. Aussprechen erleichtert und stiftet Gemeinschaft. Vielleicht hilft folgendes Bild, einen neuen Zugang zur Versöhnung mit Gott zu bekommen: In meinem innersten Kern gibt es einen Raum, der Gott gehört. Wenn ich sündige, wenn ich schuldig werde, wird dieser Raum Gottes kleiner. Lebe ich immer so weiter, verringert sich dieser Raum immer mehr, bis ich nach einer gewissen Zeit Gottes Gegenwart überhaupt nicht mehr spüre. Dann kann Gott mir nicht mehr Wegweiser sein und mir bei meinen Entscheidungen eine gute Richtung weisen. Ich gebe ihm ja keinen Raum mehr.

Der verlorene Sohn des Evangeliums ist ein Vorbild

Im Nachdenken über mich selbst kann ich meine Gedanken und mein Handeln mit Blick auf den Platz, den Gott in meinem Innersten einnimmt, überprüfen. Wie der „verlorene Sohn“ im Lukasevangelium kann ich mich entscheiden, etwas zu verändern. Ich kann heimkehren. Dazu ist die vorösterliche Bußzeit – die Fastenzeit – eine besonders geeignete Zeit. Reingewaschen Ostern feiern, das ist etwas Großartiges.

Von Prof. Dr. Stephan Patt, Köln