Schmerzen und Freuden des heiligen Josef (Meditationen)

Wir stellen eine Sammlung von Gedanken und Gebeten von Jesús Martínez García zur Verfügung, die helfen kann, die 7 Sonntage des hl. Josef konkret für die Vorbereitung des Hochfestes vom 19. März zu nutzen.

Erster Sonntag

* Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, daß sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. (Mt 1,18-20)

* Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben. (Mt 1,20-21)

Teil des Altarbildes der Wallfahrtskirche von Torreciudad (Spanien, Pyrenäen)

Josef hielt sich für wahrhaft glücklich, Maria begegnet zu sein, einer Frau, die dachte wie er und Gott für das Wertvollste im Leben erachtete. Er erkennt den Plan der göttlichen Vorsehung und ist dafür dankbar.

Sehnsüchtig, Gott zu danken und die Gattin zu lieben, bemerkt er jedoch zu seiner Überraschung, daß Maria ein Kind erwartet. Was mag dies bedeuten? Maria war eine ganz besondere Frau - und nun ahnt er, es müsse etwas Außergewöhnliches geschehen sein; eines dieser zahlreichen göttlichen Geheimnisse, von denen die Bibel spricht.

Josef meint, er habe von der Szenerie zu verschwinden und zuzulassen, was Gott zu tun wünscht. Doch er leidet, leidet sehr, denn dies bedeutet, das aufzugeben, was er in der Welt am meisten liebt.

Gelegentlich versteht man nicht, was passiert. Was ist dann zu tun? Den Blick auf Gott richten und abwarten.

Betrachtet man die Geschehnisse in der Gegenwart Gottes, dann kann man die Sichtweise Gottes kennenlernen. Josef wird zu verstehen gegeben, daß Maria jungfräulich empfangen hat und er sie nicht verlassen soll. Er soll ihr Gemahl sein, damit der Heiland im Schoß einer Familie, deren Haupt er sein würde, geboren werden kann: er soll ihm den Namen Jesus geben.

Welch gewaltige Freude, die eigene Sendung zu erkennen: für den verheißenen Messias Sorge zu tragen. Man bittet ihn – und um nichts weniger! –, sich nicht von Jesus und Maria zu trennen. Sein Kummer ist überbordender Freude gewichen, und er eilt zu seiner Gattin, um ihr mitzuteilen, was er gerade entdeckt hat: die eigene Berufung.

Zuvor hielt Josef sich für unglücklich, aber das Verständnis der göttlichen Pläne schenkt ihm eine gewaltige Freude. Josef blickt mit immenser Liebe auf Maria und dankt Gott, daß Er ihn auserwählt hat, um solche göttlichen Geschehnisse betrachten zu dürfen - und an ihnen teilzuhaben.

Reflektion

• Verstehe ich, daß Gott Pläne mit mir hat und daß ich sie kennenlernen sollte?

• Begreife ich, daß Gott jeden Menschen zur Heiligkeit beruft und daß das ganze Leben Antwort ist und mein ganzes Leben eine bejahende Antwort an Gott sein soll?

• Begreife ich, daß die Berufung niemals Überdruß bereiten kann, weil sie unseren Schritten auf Erden übernatürlichen und ewigen Sinn verleiht?

• Weiß ich, daß alle Heiligen Dunkelheit, Prüfung und Verzicht auf persönliche Pläne durchlaufen mußten, aber daß ihnen Gott - gerade wegen ihres totalen Sich-Überlassens - Licht, Freude und Frieden, wie die Welt sie nicht geben kann, schenkte?

• Gibt es etwas Größeres auf der Welt als Gott zu dienen? Bete ich für Priesterberufungen? Was erbittet Gott von mir jetzt?

Vorsatz

In diesen Tagen für Berufungen zu beten, besonders für die eigene.

Gebet

Heiliger Josef, Patron der Berufungen in der Kirche, hilf mir zu entdecken, was Gott von mir erwartet, hilf mir alle Tage meines Lebens treu zu sein bis in den Tod, besonders bei den kleinen Anrufungen, die Gott mir im Lauf eines jeden Tages schenkt, und hilf mir, die Wichtigkeit zu begreifen, großzügig den Plänen Gottes zu entsprechen. Amen.

Jesus, Josef und Maria,

ich schenke euch mein Herz und meine Seele.

Jesus, Josef und Maria,

steht mir bei in meinem letzten Todeskampf.

Jesus, Josef und Maria,

bei euch ruhe meine Seele in Frieden.

Zweiter Sonntag

* Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. (Joh 1,11)

* So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. (Lk 2,16)

Josef bricht auf, um sich mit seiner Frau in Bethlehem einzuschreiben, denn beide stammen aus dem Hause Davids. Nach einigen Tagen gelangen sie ans Ziel ihrer Reise. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft. (Lk 2,6) Die Häuser sind voll, die Herbergen auch, es ist nichts freigeblieben, kein Eckchen, wo das Kind geboren werden konnte.

Der Schmerz, dem Messias nicht das Beste geben zu können, trübt Josefs Antlitz. Maria reißt ihn aus seinen Gedanken heraus. Vom Maultier herab sagt ihr Blick: „Mach dir keine Sorgen; wir kommen schon zurecht.“ Und außerhalb des Dorfes finden sie eine Grotte.

Manchmal läßt Gott unser Leiden und unsere Not zu, weil sie ein geeignetes Klima sind, damit Er in unserem Herzen niederkommen kann. Wenn ich also in meinem Leben Armut und Einsamkeit spüre, sollte ich sagen: „Herr, ja, ich möchte dich empfangen, rechne mit mir.“

Wenn ein Kind geboren wird, vergißt man die vorausgegangenen Leiden, denn von nun an liegt dieses menschliche Leben, ein Geschenk des Himmels, lächelnd vor einem. Josef hatte zudem den Sohn Gottes vor sich. Er erfuhr die Freude, Gott nahe zu haben, ganz nahe.

Es kommen einige Hirten, die auf Hinweis eines Engels den Heiland sehen wollen. Man organisiert ein kleines Fest mit Tamburinen y Trommeln, denn auch sie haben das Christkind gefunden. Der Gesang tausender Engelchöre umhüllt die Stimmen der Hirten, sie zeigen an, daß das Fest im Himmel und auf der Erde gefeiert wird.

Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. (Lk 2,19) Josef wägt es ebenfalls und lehrt uns, daß Beten darin besteht, Gott zu betrachten und unser Leben im Licht des Lebens Jesu zu sehen. Dann entzündet sich das Herz und bricht in einen Freudengesang aus.

Reflektion

• Weiß ich, daß Gott das Übel in der Welt – Ungerechtigkeiten, Verachtungen, Demütigun-gen – zuläßt, weil er die menschliche Freiheit respektiert, daß wir aber aus allem übernatür-liche Gewinn ziehen können?

• Begreife ich das Böse – vor allem die Übel, die ich tue, wenn ich sündige –, den Schaden, den ich anderen antue, wenn ich erfahre, was andere mir antun?

• Versuche ich Freude in das Leben derer zu bringen, die um mich sind, oder verschließe ich mich in meinen persönlichen Problemen? Denke ich daran, daß sich die Pforte des Glücks immer nur nach außen öffnet – wenn ich mich verschenke – und niemals nach innen?

• Begreife ich, daß es manchmal schwerfällt, zu lächeln, das es aber gerade das sein mag, was jemand von mir erwartet?

• Merke ich, daß anderen von Gott zu sprechen genau das ist, was sie am nötigsten brauchen?

Vorsatz

Jeden Tag einige Minuten beten, um in meinem Herzen zu erwägen, wem ich heute helfen kann.

Gebet

Glückseliger Josef, Meister des Gebetes, laß mich Gott nahe bei mir entdecken und die Freude, die ich Ihm mache, wenn ich mich an ihn wende. Hilf mir bei Widerwärtigkeiten zu erkennen, daß Gott auf mich wartet, um mein inneres Leben reicher zu machen, damit ich mich selbst vergesse und mich den anderen hingebe. Amen.

Jesus, Josef und Maria,

ich schenke euch mein Herz und meine Seele.

Jesus, Josef und Maria,

steht mir bei in meinem letzten Todeskampf.

Jesus, Josef und Maria,

bei euch ruhe meine Seele in Frieden.

Dritter Sonntag

* Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde. (Lk 2,21)

* Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. (Mt 1,21)

„Daß sie ihm doch nicht wehtun!“, denkt Josef, „er ist doch mein Sohn.“ Aber das Gesetz muß erfüllt werden. Gott hat es so festgesetzt, damit Jesus ein Teil des auserwählten Volkes sei. Und das Kind weint.

Wären die Sünden nicht, würden wir Menschen nicht leiden. Am Anfang, gerade erschaffen, waren die Menschen gut, doch sie entfernten sich von Gott und fügten einander Schaden zu, sich selbst und anderen. Jahrhunderte später schloß Gott einen Bund, damit die Menschen, die nach seinen Geboten lebten, wieder gut wären. Und dieser Bund wurde mit Blut besiegelt.

Die Welt weint, und warum weint sie? Manchmal bedeutet das Erfüllen der Gebote des Herrn ein Opfer, doch immer ist es ein größeres Leiden, sie nicht zu befolgen. Wann lernen wir endlich, daß das Gesetz Gottes ein Weg der Freiheit, des Glücks, der Liebe ist!

Sein Name zeigt seine Sendung auf Erden an: Jesus, der Heiland. Doch wird dieses Kind die Übel, die die Menschheit peinigen, nicht ausmerzen, denn solange es Sünden gibt, dient Leiden der Läuterung und Miterlösung.

Das Blut der Beschneidung erinnert an den Preis für unseren Loskauf. Das Blut des Neuen Bundes – dargebracht am Kreuz – tilgt die Sünden und schenkt uns übernatürliches Leben. Jetzt wissen wir, auch wenn es uns zu verstehen kostet, daß hinter unserem aus Liebe erfüllten Opfer die Heiligkeit harrt.

Man hat ihm den Namen Jesus gegeben, das bedeutet „Gott heilt“. Jesu ganzes Leben wird ein heilbringender Weg, und besonders durch Kreuz und Auferstehung werden die Schleusen der heilenden Wasser geöffnet. Was für eine Freude zu wissen, daß unser ganzes Leben - vereint mit Christus in den Sakramenten und am Kreuz eines jeden Tages – einen erlösenden Sinn erhält!

Reflektion

• Erkenne ich in den Geboten gerade die richtige Ordnung, um Gott und die anderen Menschen zu lieben; oder erscheinen sie mir im Gegenteil bloß als Grenze meiner Launen?

• Weiß ich, daß sich Liebe im Opfer erweist und im Opfer die Liebe lauterer wird?

• Kann ich in meinem Leben Armut, Keuschheit, Ordnung, Verständnis, Gehorsam wahrnehmen? Habe ich bereits verstanden, daß Tugend, die nichts kostet, ein Zeichen dafür wäre, daß man sie gar nicht lebt?

• Verstehe ich, daß ebenfalls von mir, auch ohne das Vergießen meines Blutes, ein Martyrium erbeten wird, das heißt: durch Hingeben dessen, was mich am meisten kostet, also zu lieben?

• Begreife ich, daß es zu betrachten wichtig ist, dass ich mit meinem - heute aktualisierten – Opferleben ergänze, was am Leiden Christi noch fehlt? Bin ich bereit mit Ihm mitzuerlösen?

Vorsatz

In diesen Tagen eine kleine Abtötung anpacken, vielleicht die Pünktlichkeit dort leben, wo sie mir für gewöhnlich etwas schwerfällt.

Gebet

Mein Herr und mein Gott, du gewährtest dem glückseligen Josef durch die pünktliche Erfüllung seiner Pflichten an der Erlösung teilzuhaben. Gib, daß ich verstehe, daß die Abtötung ein Mittel ist zu lieben und Sünden wiedergutzumachen. Gib mir die Kraft, so zu leben, wie Du wünschst, daß ich lebe. Amen.

Jesus, Josef und Maria,

ich schenke euch mein Herz und meine Seele.

Jesus, Josef und Maria,

steht mir bei in meinem letzten Todeskampf.

Jesus, Josef und Maria,

bei euch ruhe meine Seele in Frieden.

Vierter Sonntag

* Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. (Lk 2,34-35)

* Denn meine Augen haben das Heil geschaut, das du geschaffen hast, damit alle Völker es sehen: ein Licht, das die Heiden erleuchtet. (Lk 2,30-31)

Simeon merkt gegenüber Maria und Josef an, was die leiden müssen, die Jesus nahe sein wollen. Sie werden um der Gerechtigkeit willen verfolgt, da sie im Einklang mit der Wahrheit zu leben trachten. Und der Gottesmutter sagt er voraus, daß ein Schwert der Schmerzen ihre Seele durchstoßen werde.

Josef leidet aufgrund der Herzenshärte so vieler, die Jesus nicht aufnehmen wollen noch die Wahrheit, die er verkündete. Denn diese Menschen suchen ihre Wahrheit, ihr Glück in egoistischer Manier. Und Josef leidet auch ob der vielen, die mißhandelt werden, weil sie den göttlichen Willen erfüllen wollen.

Gott kann zwar Wunder wirken, aber er kann nicht das Herz desjenigen ändern, der unaufrichtig ist und die Wahrheit nicht anerkennen will. Das ist es, was Josef schmerzt, denn er weiß, daß Glück und Heil das Tor der Aufrichtigkeit benutzen.

Gewiß wird Jesus für die ein Zeichen des Widerspruchs sein, die die Wahrheit nicht lieben, doch vor allem wird Er für Millionen von Frauen und Männern in der Geschichte Licht sein.

Die Leute drängen um die Heilige Familie und den greisen Priester, und sie sehen das Licht: Die Morgenröte, daß sich die Worte Simeons erfüllen. Der dankt Gott, daß er den Messias vor seinem Hinscheiden hat sehen dürfen.

Josef ist glücklich bei Jesus. Nicht sein Vater der natürlichen Ordnung nach, ist er es aber, als wäre er es, viel mehr noch der geistlichen und affektiven Ordnung nach. Josef ist auch unser Vater der geistlichen Ordnung nach, und er freut sich am Licht – Christus – in unseren Seelen.

Wahrlich, es herrscht Freude im Himmel, wenn wir Sünder bereuen, wenn wir aufrichtig die Wahrheit Gottes anerkennen und in unserem Verhalten der Glauben an Leben gewinnt.

Reflektion

• Ist der Herr in meiner Lebenspraxis das Erste in meinem Tag oder ziehe ich andere Interessen vor, so als ob die meinem Leben Sinn verliehen?

Eine der 14 Szenen, auf Kacheln gemalt, entlang des Pilgerweges zur Wallfahrtskirche von Torreciudad

• Gibt es in meinem Leben etwas, das ich nicht anerkennen will – einen praktischen Irrtum, etwas, das mich demütigt – und mich im Herzen leiden läßt?

• Bitte ich Gott um Licht, damit ich, was ich tun soll, erkenne, und bitte ich um die Kraft, zu tun, was Er mir nahelegt?

• Bin ich bereit meine Gedanken dem Priester aufzudecken und dem, was er mir zu sagen hat, zuzuhören, um die Wahrheit in meinem Leben kennenzulernen?

• Wende ich mich in diesen Tagen an Josef, meinen Vater?

• Kenne ich meine Verantwortung, für die anderen durch mein Beispiel und mein Wort Licht zu sein?

Vorsatz

Jeden Abend in der Gegenwart Gottes das Gewissen aufrichtig erforschen und in diesen Tagen die geistliche Leitung aufsuchen.

Gebet

Jesus, Licht der Völker, Vorbild und Maß dessen, was der Mensch sein soll, Meister der einzigen Wahrheit, die das Heil bringt. Mache mich demütig, so wie es der heilige Josef war, damit ich die Glaubenswahrheiten anzuerkennen verstehe und in meinem Christsein konsequent bin. Amen.

Jesus, Josef und Maria,

ich schenke euch mein Herz und meine Seele.

Jesus, Josef und Maria,

steht mir bei in meinem letzten Todeskampf.

Jesus, Josef und Maria,

bei euch ruhe meine Seele in Frieden.

Fünfter Sonntag

* Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. (Mt 2,13)

* Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. (Mt 2,15)

Es ist noch Nacht, als die Heilige Familie Bethlehem verlassen und ins ferne Ägypten fliehen muß. Doch Josef ist gewohnt, Gott zu gehorchen, und er handelt rasch. Er spürt nicht den Gründen nach, die Gott haben könnte, um diese Reise zu veranlassen, denn Gott weiß immer mehr.

Gott gehorchend, irrt der Mensch nie. Er irrt nur dann, wenn der Fürst der Lüge die Wirklichkeit verschleiern und Dinge, die nicht Wahrheit sind, vermeintlich klar erscheinen lassen kann.

Gesegneter Gehorsam, der die Seele entkompliziert und den Menschen ein besonderes Vertrauen auf Gott setzen läßt. Das Opfer, das es bedeuten mag, den göttlichen Willen zu erfüllen, bringt augenblicklich die Freude mit sich.

Ohne daß Josef das weiß, erfüllen sich die heiligen Schriften. Er weiß nicht, wie lange er in Ägypten bleiben muß. Im Augenblick lebt er dort, wo Gott will, wie Gott will, mit wem Gott will, solange Gott will. Er sorgt sich darum, Arbeit zu finden und Freundschaften zu schließen, das heiligend, was er in diesen Momenten zu tun hat. Denn hier erwartet ihn Gott.

Wenn man den Willen Gottes liebt, ist man überaus glücklich. Nur die Einbildungskraft – getrieben von der Eitelkeit – mag suggerieren, daß wir an einem anderen Ort oder mit anderen Personen glücklicher wären. Man muß aber nicht den nächsten Morgen abwarten oder eine Änderung der Umstände, um Gott dienen zu können. Im Jetzt ist es, wann wir seine Pläne verwirklichen sollen.

Dann werden sich Seine Worte erfüllen und wir werden zugleich eine menschliche Geschichte schreiben, die zugleich heilige, Heilsgeschichte ist inmitten unseres gewöhnlichen Lebens. Wer dies entdeckt, den erfüllt Freude und Sicherheit.

Reflektion

• Verstehe ich, daß mir Gott das große Geschenk der Freiheit gemacht hat, um Ihn lieben zu können, und daß ich ihn gerade dadurch liebe, daß ich ihm folge?

• Bemerke ich die Feinfühligkeit Gottes gegenüber den Menschen, der niemanden zwingt, sondern seine Pläne nahelegt?

• Versuche ich, die Dinge ins Gebet zu nehmen, im Wissen darum, daß die eigentliche Frage bisweilen nicht im Verstehen, sondern im Lieben liegt?

• Habe ich schon bemerkt, daß die Heiligen mehr begriffen haben, indem sie den Willen Gottes zu erfüllen trachteten, das heißt, weil sie mehr liebten?

• Merke ich, daß mein Leben – meine Arbeit, meine Erholung, mein Lieben – so wichtig ist, daß Gott darauf zählt?

• Dient mein Leben den Plänen Gottes oder bevorzuge ich den Plan, den ich mir für mich ausgedacht habe?

Vorsatz

Dieser Tage ruhig das Vaterunser mit dem Wunsch beten, den göttlichen Willen zu erfüllen.

Gebet

Glückseliger Josef, der du dein Leben auf die göttlichen Pläne abgestimmt hast, hilf uns, Gott in unserem gewöhnlichen Leben gehorsam zu sein und so die göttliche Transzendenz zu entdecken, die alles, was wir tun, durchdrungen hat zu unserem Wohl und dem der anderen. Amen.

Jesus, Josef und Maria,

ich schenke euch mein Herz und meine Seele.

Jesus, Josef und Maria,

steht mir bei in meinem letzten Todeskampf.

Jesus, Josef und Maria,

bei euch ruhe meine Seele in Frieden.

Sechster Sonntag

* Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. Als er aber hörte, daß in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. (Mt 2,21-22)

* Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden. (Mt 2,22-23)

Um nach Hause zurückzukehren, muß Josef abermals die Pläne ändern; er nimmt den Umweg Richtung Norden, nach Galiläa. Jesus – bereits einige Jahre alt – begleitet ihn und Maria; aber auch wenn er den Weg zufrieden zurücklegt, ist er besorgt um die Lösung der Probleme des täglichen Lebens, wegen der Gefahren auf dem Weg, die es zu meistern gilt. Bis zum Ende der Reise ruht er nicht.

Das Leben ist in gewissem Sinn eine Reise - unser Weg hin zum Haus unseres Vaters, unserer endgültigen Wohnstätte. Jeder Tag bedeutet einen Schritt, der uns dem Himmel näher führen kann. Und wir wandern nicht allein, wir werden begleitet von anderen, vor allem von unserer Familie.

Das Leben wäre sehr bequem – sehr egoistisch –, wenn wir uns nicht um die anderen kümmerten. Wie Josef, so bittet Gott auch uns, daß wir uns die spirituelle und physische Gesundheit derer, die mit uns zusammen leben, zu eigen machen.

In Nazareth richtete sich Josef von neuem eine Werkstatt ein. Er arbeitet, und immer wieder, an der Hobelbank. Auch Maria arbeitet. Und Jesus, noch ein Kind, spielt mit Spänen und Säge, lernt sich zwischen Nägeln und Hölzern zu bewegen - für den Augenblick der Erlösung.

Josef ist froh, daß Gott ihn zum Handwerker bestellt hat, zum Vater und Ehemann. Denn gerade in diesen Aufgaben ist er Jesus und der Gottesmutter nahe. Zu arbeiten befriedigt menschlich gesehen, die Arbeit ist Mittel zum Unterhalt, sie dient dazu, die Familie voranzubringen. Vor allem aber ist sie das Instrument, das wir haben, um Gott und den anderen zu dienen.

Nazareth ist für alle Zeit das Vorbild eines Zuhause geworden, der Ort, wo Gott aus Liebe und mit übernatürlicher Freude zu arbeiten lernte. Und der heilige Patriarch wurde hier zum Patron derjenigen, die mit solch christlichen Gespür arbeiten. Welche Freude, in so einer Familie zu leben und zu arbeiten wie er!

Reflektion

• Bin ich mit meiner Arbeit zufrieden, weil sie mir gefällt, weil ich daraus Nutzen ziehe oder könnte ich dem noch eine übernatürliche Motivation hinzufügen?

• Versuche ich mit der Gewissenhaftigkeit eines Vaters zu arbeiten, der seine Familie voranzubringen hat?

• Denke ich daran, daß Gott alles sieht, was ich tue und wie ich es tue, daß Er die Absichten kennt, die ich habe? Kann ich Ihm alles aufopfern? Tue ich dies auch in der Tat?

• Widme ich meiner Familie genügend Zeit? Merke ich, daß die anderen meine Zeit, daß sie mich brauchen?

• Kann ich zuhören? Erinnere ich mich an das, was man mir im familiären Zusammenleben gesagt hat, auch an das, was ich noch zu berücksichtigen habe?

• Bete ich für meine Familie? Beten wir in Familie?

Vorsatz

Zumindest zu Beginn einer Arbeit daran denken, daß ich sie Gott durch den heiligen Josef aufopfern kann.

Gebet

Ruhmreicher Josef, erlange mir die Gnade, dir nacheifernd zu arbeiten: mit Ordnung, Ausdauer, Intensität und in der Gegenwart Gottes; bei der Arbeit stets alle Seelen vor Augen zu haben, der Rechenschaft bewußt, die ich bei meinem Arbeiten über vergeudete Zeit und eitle Selbstgefälligkeit, die der Ehre Gottes so zuwider sind, zu geben habe. Amen.

Jesus, Josef und Maria,

ich schenke euch mein Herz und meine Seele.

Jesus, Josef und Maria,

steht mir bei in meinem letzten Todeskampf.

Jesus, Josef und Maria,

bei euch ruhe meine Seele in Frieden.

Siebter Sonntag

* Dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. (Lk 2,44-45)

* Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. (Lk 2,46)

In jenen Tagen litten Josef und Maria sehr. Wieviel Fürsorge, wieviel Aufmerksamkeiten, wieviel Freude... und jetzt war ihr Kind fort. Und Gott hatte ihnen doch den Auftrag gegeben, auf Seinen Sohn zu achten - und sie haben ihn verloren!

Josef und Maria fragten hier und dort. Keiner wußte etwas. Drei Tage lang, die außerordentlich lang wurden. Andere ließ dieser Vorfall indifferent, die Eltern nicht. Sie litten ungemein, weil sie zu schätzen wußten, wer Jesus war: der Gott mit uns.

Wie schade, wenn uns unsere Sünden nicht schmerzen, denn sie trennen uns ja von Gott! Wie schade, werteten wir unsere Verfehlungen nicht als das, was sie sind, als das Schlimmste, was uns auf Erden zustoßen kann! Hoffentlich besitzen wir jenes Gespür der Eltern, so daß uns das Herz bricht – Schmerz aus Liebe –, wenn wir die Sünde in uns und anderen bemerken.

Wie soll man die Freude ausdrücken, die Maria und Josef empfanden, als sie den Knaben wiederfanden? War es nicht eine ansteckende Freude, die die Apostel und die heiligen Frauen bei der Begegnung mit dem Auferstandenen empfanden? Herrscht nicht Freude im Himmel, wenn ein Sünder sich bekehrt und Buße tut? Denn da ist keine Freude der vergleichbar, bei Jesus zu sein.

Wo war der Knabe? Im Tempel. Jesus setzte voraus, daß ihn seine Eltern dort suchen würden, wie er heute auch von uns erwartet, daß wir zum Hause Gottes gehen, Ihm dort begegnen in seinem Wort, uns dort nähren mit der Eucharistie und uns mit Ihm im Sakrament der Buße aus Liebe vereinigen.

Wenn wir traurig sind, dann weil wir uns von Gott trennen. Wenn wir glücklich sein wollen, sehr glücklich, dann kennen wir bereits den Weg: bei Jesus sein. Mögen wir immer bei diesen Dreien sein, bei Jesus, Maria und Josef.

Reflektion

• Kann ich in Wahrheit sagen, daß ich zufrieden bin, oder gibt es etwas, daß mir die Freude raubt? Weiß ich Müdigkeit zu unterscheiden von dem, was mich von Gott trennt?

• Betrachte ich das stete Leben in der Gnade als etwas wirklich Vitales?

• Werte ich die läßliche Sünde oder jedweden anderen Mangel an Entsprechung als etwas, das mich von Gott trennt?

• Verstehe ich die Keuschheit als eine notwendige Tugend, um Gott sehen und lieben zu können und damit Gott mich besser anschauen und lieben kann?

• Greife ich in all meinen Nöten und Verwirrungen auf das Gebet zurück oder schwanke ich verloren in meinen Gedanken?

• Bitte ich Gott um Beharrlichkeit in den guten Werken bis zum Ende meines Lebens?

Vorsatz

Vor dem Fest des heiligen Josef das Sakrament der Buße empfangen in dem Wissen darum, daß ich Gott damit eine Freude mache.

Gebet

Gerechter und treuer Mann, keuschester Gemahl der allerseligsten Jungfrau Maria, mache, daß wir zu leben lernen, wie Gott es von uns erwartet. Lehre uns auf Ihn zu vertrauen, uns in unserer Arbeit zu heiligen, froh und dienstbereit zu sein. Hilf uns in unserer Berufung treu zu sein, voll Fruchtbarkeit für die Kirche, und schenke allen Familien dieser Erde die Atmosphäre deiner Heiligen Familie. Amen.

Jesus, Josef und Maria,

ich schenke euch mein Herz und meine Seele.

Jesus, Josef und Maria,

steht mir bei in meinem letzten Todeskampf.

Jesus, Josef und Maria,

bei euch ruhe meine Seele in Frieden.

Die Sieben Sonntage des heiligen Josef

- Betrachtungen -

Zusammengestellt von Ricardo Martinez Carazo

Erster Sonntag

Die menschliche Persönlichkeit des heiligen Josef

Matthäus und Lukas berichten uns, daß der heilige Josef aus einem hervorragenden Geschlecht stammte: dem königlichen Geschlecht Davids und Salomons...

Wir wissen, daß er kein reicher Mann war; er war ein Arbeiter wie Millionen Menschen auf der ganzen Welt; er hatte den bescheidenen und anstrengenden Beruf, den auch Gott sich wählte, als Er unser Fleisch annahm und dreißig Jahre wie einer von uns leben wollte.

Die Heilige Schrift nennt Josef einen Handwerker... In den Berichten des Evangeliums läßt sich die starke Persönlichkeit Josefs erkennen. Er erscheint nie verzagt oder ängstlich; im Gegenteil, er weiß, Probleme anzupacken, schwierige Situationen zu meistern und Aufgaben, die ihm anvertraut werden, mit Verantwortung und Initiative zu übernehmen.

Den heiligen Josef, wie es üblich ist, als greisen Mann darzustellen - mag man damit auch in bester Absicht die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens hervorheben wollen -, finde ich unglücklich. Ich stelle ihn mir so vor: jung und stark, vielleicht etwas älter als Unsere Liebe Frau, aber doch im besten Mannesalter und voller Lebenskraft.

Um die Tugend der Keuschheit zu leben, braucht man nicht zu warten, bis man alt geworden ist oder die Kräfte geschwunden sind. Die Reinheit wächst aus der Liebe, und für eine reine Liebe sind die Kraft und die Freude der Jugend kein Hindernis. Jung war Josef an Herz und Leib, als er Maria zur Frau nahm, als er vom Geheimnis ihrer Gottesmutterschaft erfuhr, als er an ihrer Seite lebte und ihre Unversehrtheit achtete, die Gott der Welt als ein weiteres Zeichen seines Kommens geben wollte. Wer eine solche Liebe nicht zu begreifen vermag, weiß sehr wenig von wahrer Liebe und gar nichts vom christlichen Sinn der Keuschheit.

Ein Handwerker aus Galiläa, ein Mensch wie viele andere: das also war Josef, wie wir sagten. Was kann schon ein Mensch aus einem so winzigen Dorf wie Nazareth vom Leben erwarten? Arbeit und immer wieder Arbeit, Tag für Tag, immer die gleiche Mühsal; eine Behausung, ärmlich und klein, wo man nach der Mühe des Tages neue Kräfte sammelt für den nächsten Tag...

Josef war wirklich ein gewöhnlicher Mensch, auf den Gott vertraut hat, um Großes zu wirken. Er verstand es, sich in jeder Situation seines Lebens so zu verhalten, wie Gott es erwartete. (Heiliger Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 40)

Zweiter Sonntag

Der heiliger Josef, Mariens Gemahl

Jesus wurde in den Schoß einer echten Familie hineingeboren. Josef war nicht bloß Mariens Be-schützer, sondern ihr echter Gatte.

„Bei den Juden vollzog sich die Ehe in zwei Etappen: Verlobung und Hochzeit. Bei der ersten fei-erte man bereits den gesetzlichen Eheschluß (die richtige Ehe), wenn auch der Gatte erst nach einer gewissen Zeit die Braut in sein Haus führte. Vor dem Zusammenleben mit Maria war Josef daher bereits ihr „Gatte“; doch hütete Maria in ihrer Herzmitte den Wunsch, sich Gott ausschließlich hin-zugeben.

Es lohnt sich also zu fragen, wie sich dieser Wunsch mit ihrer Ehe verträgt. Eine Antwort erhält sie allein aus der Dynamik der Heilsgeschehnisse, das heißt, durch einen besonderen Eingriff Gottes.

Ihre Mutterschaft durch das Wirken des Heiligen Geistes bedeutet die Form der Hingabe, die Gott selber von der Jungfrau, „der Josef versprochenen Braut“, erwartete. Und dazu spricht Maria ihr fiat.“

Ambrosius zeichnet sein Bild von der Gottesmutter folgendermaßen: „Sie war Jungfrau nicht bloß im Leib, sondern ebenfalls in ihrer Seele; völlig befreit von jedweder Täuschung, die die Lauterkeit ihres Geistes trüben konnte, war sie von Herzen demütig, in ihrer Sprache ernst, in ihrem Denken klug, in Worten sparsam... Sie setzte die Hoffnung nicht auf unsichere Reichtümer, sondern auf das Gebet des Armen. Sie war arbeitsam, gewohnt, Gott aufzusuchen ... als Richter ihres Gewissens. Niemanden verletzte sie, sie wünschte allen Gutes..., sie floh jeder Zurschaustellung, folgte ihrem Verstand, liebte die Tugend... So vollkommen war Maria, das ihr Leben allein schon Norm für uns ist.“ (De virginibus, II, 2, 6-7)

Und wer war Josef ? Das Matthäus-Evangelium berichtet von ihm jenen Umstand, der das Zentrum seines Lebens und seiner Berufung markiert: Josef ist der Mensch, dem auf besondere und außer-gewöhnliche Weise „das große Geheimnis“ Gottes selbst anvertraut wurde: das Geheimnis der Menschwerdung.

Sein Leben lang, und das war eine Pilgerreise im Glauben, blieb Josef, gleich wie Maria, dem Ruf Gottes treu bis ans Ende.

„Die Natur der Ehe analysierend, verlegen ebenso Augustinus wie Thomas von Aquin stets ihr We-sen in die „untrennbare geistliche Einheit“, die „Einheit der Herzen“ und die „Zustimmung“, die Elemente, die gerade in jener Ehe auf beispielhafte Weise deutlich wurden. Der krönende Augen-blick der Heilsgeschichte, da Gott seine Liebe zur Menschheit mittels des Geschenkes des Wortes enthüllt, ist genau die Ehe von Maria und Josef.

An der Schwelle des Neuen Testaments, wie bereits im Alten, gibt es ein Paar. Doch während A-dam und Eva der Quellgrund des Übels, das die Welt überschwemmt hat, wurden, bezeichnet das Paar Josef-Maria den Scheitelpunkt, seither sich über die ganze Erde Heiligkeit ergießt.“ (Vgl. Johannes Paul II., Redemptoris Custos, Nr. 17, 25, 18, 2, 7)

Dritter Sonntag

Die Vaterschaft des heiligen Josef (I)

Die Evangelien bezeichnen den heiligen Josef wiederholt als Vater. Zweifellos war dies der Name, den Jesus für gewöhnlich in der Intimität des Zuhause von Nazareth wählte, um sich an den heili-gen Patriarchen zu wenden. Jesus wurde von denen, die ihn kannten, als Josefs Sohn angesehen. Und in der Tat übte Josef die Aufgabe des Vaters innerhalb der Heiligen Familie aus: bei der Na-mensgebung Jesu, der Flucht nach Ägypten, der Wahl des Aufenthaltsortes nach der Rückkehr... Und Jesus gehorchte Josef wie einem Vater: Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam..

Jesus war auf wundersame Weise empfangen worden durch das Werk des Heiligen Geistes und Er war für Maria und Josef jungfräulich geboren worden aufgrund eines göttlichen Willensentschlus-ses. Gottvater wollte, daß Jesus in eine Familie hineingeboren werden sollte, einem Vater und einer Mutter untertan wäre und von ihnen versorgt würde. Ebenso wie er Maria auswählte, damit sie sei-ne Mutter sei, wählte er auch Josef aus, damit er sein Vater würde, jedem den Aufgabenbereich zuweisend, der ihnen zukam.

Und Josef hegte für Jesus wahre väterliche Gefühle; die Gnade entzündete in diesem wohl bereiten Herzen eine glühende Liebe zum Sohn Gottes - und zu seiner Gattin -, größer, als habe es sich um einen Sohn der Natur nach gehandelt. Josef kümmerte sich um Jesus und liebte ihn wie seinen Sohn und betete Ihn an wie seinen Gott. (Francisco F. Carvajal, Meditationen für jeden Tag, Bd. 6, S. 182)

Freilich lehrt uns der Glaube, daß Josef dem Fleische nach nicht der Vater Jesu war, aber es gibt nicht nur diese Vaterschaft.

In einer Predigt des heiligen Augustinus lesen wir: Josef steht die Anrede “Vater" nicht nur zu, sondern er verdient sie mehr als irgendein anderer. Und später heißt es: Wieso war er Vater? Er war in einem um so tieferen Sinn Vater, als seine Vaterschaft keuscher war. Einige glaubten, daß er auf gleiche Weise Vater unseres Herrn Jesus Christus geworden sei, wie es andere Väter gewor-den sind, die ihre Kinder nicht nur als Frucht ihrer geistigen Zuneigung sondern auch dem Fleisch nach hervorgebracht haben. Deshalb sagt der heilige Lukas: Man glaubte, daß er der Vater Jesu sei. Warum sagt er nur: Man glaubte? Weil einerseits Gedanken und Urteil der Menschen sich auf das beziehen, was üblicherweise unter den Menschen geschieht, und andererseits der Herr nicht aus den Lenden Josefs hervorgegangen ist. Zweifellos aber wurde der Frömmigkeit und der tätigen Liebe Josefs aus der Jungfrau Maria ein Sohn geboren, der Sohn Gottes war .

Josef liebte Jesus wie ein Vater seinen Sohn liebt. Er gab Ihm sein Bestes. Er hat das Kind gepflegt, wie ihm aufgetragen war, und aus Ihm einen Handwerker gemacht, er hat Ihm seinen Beruf mitge-geben. (Heiliger Josefmaria Escrivá, Christus begegnen, Nr. 55)

Die Vaterschaft des heiligen Josef (II)

Der heilige Josef schien sein Leben lang Gott zuzurufen: „Du mein Vater“, und so erlangte er jene ganz besondere Gnade: der Sohn Gottes hier auf Erden rief ihn Vater. Zu Gott ruft Josef mit der ganzen Glut seines gläubigen Sinnes: „Mein Vater“. Und Jesus, der ihm zur Seite mit den Werk-zeugen eines Zimmermanns arbeitete, richtete sich an ihn mit den Worten: „Vater“.

Ein tiefes Geheimnis: Christus, der Gott, besaß die Erfahrung einer göttlichen Vaterschaft im Schoß der Heiligsten Dreifaltigkeit, und Christus, der Mensch, lebte diese Erfahrung durch die Per-son des heiligen Josef, seines Pflegevaters auf Erden. Josef seinerseits verschaffte dem Kind, das im Haus von Nazareth an seiner Seite aufwuchs, die Stütze seiner männlichen Ausgeglichenheit, seiner Klarsicht, seiner Stärke, seiner charakteristischen Gaben eines überaus guten Vaters und schöpfte sie aus dieser höchsten Quelle: aus der Vaterschaft, nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde benannt wird. (Eph 3,15).

Die Vaterschaft ist eine große Sendung, und nicht wenige Väter sind heutzutage versucht, sich ihrer zu entledigen, sie wählen stattdessen die „gleichmachende“ Beziehung zu ihren Kindern, die darin mündet, die Kinder der psychologischen und moralischen Hilfe zu berauben, die sie benötigen, um die empfindsame Phase der Kindheit und frühen Jugend glücklich zu durchlaufen. Daher wurde gesagt, daß wir heute die Krise einer „vaterlosen Gesellschaft“ durchleben.

Immer klarer läßt sich die Not wahrnehmen, auf Eltern zählen zu können, die ihre Rolle auszuüben wissen, indem sie Zartgefühl mit Ernsthaftigkeit, Verständnis mit Stärke, Kameradschaft mit Aus-übung der Autorität in Einklang zu bringen verstehen, da Kinder nur so harmonisch aufwachsen können, die eigenen Ängste beherrschen lernen und den Mut erwerben, den Unbekannten des Le-bens entgegenzutreten.

Woher jedoch könnt ihr die nötige Energie gewinnen, um in den verschiedenen Umständen gerecht zu handeln, wie es eure Kinder, auch ohne es zu wissen, von euch erwarten? Die Antwort schenkt euch der heilige Josef: in Gott, der Quelle jeglicher Vaterschaft.“ (Johannes Paul II., Predigt, 19. März 1983)

In der lauteren Figur Josefs vermögen wir die Verbindung einer tiefen Einheit zu betrachten, die zwischen der menschlichen und der göttlichen Vaterschaft besteht: wie jene in dieser gründet und aus ihr ihre wahre Würde und Größe bezieht.

Für den Menschen bedeutet das Zeugen von Kindern vor allem, sie aus der Hand Gottes zu empfangen: es geht darum, das Geschöpf, das sie zeugen, als Geschenk anzunehmen. Aus diesem Grund gehören die Kinder eher Gott als den eigenen Eltern: und diese Wahrheit ist sehr reich an Implikationen in jeder Hinsicht.

Um ein Kind auf die Welt zu bringen, reichen einige Monate; um es jedoch aufwachsen zu lassen und zu erziehen, genügt ein ganzes Leben nicht. Es gibt eine Welt natürlicher und übernatürlicher Werte, die Eltern vermitteln sollen, damit ihr „das Leben hingeben“ eine vollständig menschliche Dimension erreicht. Von dieser Perspektive her erlangt die Figur des heiligen Josef eine außerge-wöhnliche Beredsamkeit.“ (Johannes Paul II., Predigt, 19. März 1986)

Vierter Sonntag

Der heilige Josef, der erste christliche Arbeiter (I)

Nur der Mensch vermag zu arbeiten: die Tiere entfalten ihre brutalen Kräfte, die vom Menschen gelenkten Maschinen produzieren gewisse Gegenstände; doch allein der Mensch ist fähig, mit In-telligenz und Willen zu arbeiten - und daher aus Freiheit und Liebe. Eine solche, wirklich menschliche Arbeit ist keine Strafe, nicht einmal ein notwendiges Übel, sondern eine Gabe Gottes. Eine solche Arbeit versklavt nicht, sondern macht frei und vervollkommnet den Menschen. Mehr noch: wenn man sie mit natürlicher und übernatürlicher Vollkommenheit verwirklicht, erlangt sie sogar göttlichen Wert.

Das war Josefs Arbeit und, weil er der erste war, der mit Jesus und für Jesus arbeitete, verdient er der erste christliche Arbeiter genannt zu werden.

„Die Arbeit ist eine Gabe Gottes ... die Arbeit zeugt von der Würde des Menschen ... Sie ist ein Feld, auf dem wir unsere Persönlichkeit entwickeln. Sie verbindet uns mit den anderen Menschen, sie schafft die Mittel zum Unterhalt der eigenen Familie, sie läßt uns mithelfen an der Verbesserung der gesellschaftlichen Bedingungen und am Fortschritt der ganzen Menschheit.

Aber „diese Sicht der Arbeit wird für den Christen noch weiter und tiefer, da für ihn die Arbeit Teilnahme am Schöpfungswerk Gottes ist. ... Und außerdem: da Christus die Arbeit auf sich ge-nommen hat, erscheint sie uns als erlöste und erlösende Wirklichkeit, nicht nur als der Lebensbereich des Menschen, sondern auch als Mittel und Weg der Heiligkeit, als etwas, das geheiligt werden kann und selbst heiligt. (Heiliger Josefmaria Escrivá, Christus begegnen, Nr. 47)

„Der heilige Josef, der dem Herrn nächststehende Mensch nach Maria, der jungfräulichen Mutter Jesu, war ein Arbeiter: kein Wissenschaftler, kein Gesetzeslehrer, keine politische Führergestalt, kein Priester, sondern „Zimmermann“.

Dies ist kein Zufall, sondern Wille Gottvaters. Dadurch wird ganz deutlich, wie sehr in den Augen Gottes die menschliche Arbeit zählt, wie demütig sie auch immer sein mag, ebenso in den Augen seines Sohnes Jesus Christus, der in einer Arbeiterfamilie geboren werden wollte und der, wie Pau-lus lehrt, „reich war, euretwegen arm wurde, um euch durch seine Armut reich zu machen.“ (2 Kor 8,9).“ (Johannes Paul II., Ansprache, 19. März 1990)

Der heilige Josef, der erste christliche Arbeiter (II)

In welchem Sinn reich? In einem Sinn, der das bloße materielle Faktum übersteigt und die spirituelle Dimension des Menschen berührt, die, in der seine Personwürde gründet. Als Er zu seinem „Pflegevater“ einen Zimmermann wählte und damit selbst zum Zimmermann wurde, bereicherte Christus die menschliche Arbeit mit einer unvergleichlichen Würde. Wer heute arbeitet, weiß, daß er etwas Göttliches tut, das mit dem ursprünglichen Werk des Schöpfers in Beziehung gesetzt werden kann.

Wir wissen ja, daß die manuelle Arbeit in der heidnischen Welt geringgeschätzt wurde, bis zu dem Punkt, daß man sie als ein dem freien Menschen unwürdiges Tun ansah. Das Christentum hat die Werthaltung hier völlig umgekehrt. Seit der Sohn Gottes guthieß, sich zusammen mit dem „Zimmermann“ Josef über die Werkbank zu beugen, hat physische Ermüdung aufgehört, als etwas Unedles betrachtet werden zu können, vielmehr hat sie begonnen, den Grund für einen legitimen Stolz zu bilden.

Wer jetzt bei der Erfüllung seiner beruflichen Pflichten müde wird – einer jeden Pflicht, wenn sie denn ehrenhaft ist – darf sich „reich“ an Würde fühlen, die der Herr jeder Arbeit und allen Arbeitern verliehen hat.

Wir betrachten heute den heiligen Josef, das Modell und den Prototyp dieser Würde, und erweisen in ihm jeder Person, die für den eigenen Lebensunterhalt und für den der Familie arbeitet, die Ehre.“ (Johannes Paul II., Predigt, 19. März 1990)

„Kehren wir zu jenem Haus in Nazareth zurück, kehren wir zurück zu Jesus, dem Arbeiter, kehren wir zurück zur Heiligen Familie. Der Mensch ist das Ziel der Arbeit, die Familie ist das Ziel der Arbeit, der Frieden ist das Ziel der Arbeit. Man darf die menschliche Arbeit nicht verbiegen noch entfremden; ich sage das, Geliebte, im Namen Jesu.“ (Johannes Paul II., Angelus, 18. März 1984)

„Wenn die Familie von Nazaret in der Ordnung des Heils und der Heiligkeit das Beispiel und Vorbild für die menschlichen Familien ist, so gilt das analog auch für die Arbeit Jesu an der Seite des Zimmermanns Josef. In unserer Zeit hat die Kirche das auch mit dem auf den ersten Mai festgesetzten liturgischen Gedächtnis Josefs des Handwerkers unterstrichen. Die menschliche Arbeit und im besonderen die manuelle Arbeit finden im Evangelium besonderen Nachdruck. Zusammen mit dem Menschsein des Gottessohnes ist sie in das Geheimnis der Menschwerdung aufgenommen, so wie sie auch in besonderer Weise erlöst wurde. Dank seiner Werkbank, an welcher er sein Handwerk zusammen mit Jesus ausübte, brachte Josef die menschliche Arbeit in die Nähe des Geheimnisses der Erlösung.“ (Johannes Paul II., Redemptoris Custos, Nr. 22)

Fünfter Sonntag

Die Schirmherrschaft des heiligen Josef über die ganze Kirche

Die Schutzherrschaft des heiligen Josef über die Kirche ist ein Fortklang der Herrschaft, die er über Jesus Christus, das Haupt der Kirche, und über Maria, die Mutter der Kirche, ausübte. Daher wurde er zum Schutzherrn der universalen Kirche ernannt.

Das Haus von Nazareth, dem Josef mit väterlicher Vollmacht vorstand, enthielt bereits die Maximen der im Entstehen begriffenen Kirche. Daher ist es durchaus angemessen, daß Josef, so „wie er zu anderer Zeit heiligmäßig die Familie von Nazareth in all ihren Nöten beschirmte, jetzt auch mit himmlischer Schutzherrschaft die Kirche Christi verteidigt und beschirmt.“ (Leo XIII., Gebet)

Auf diese Weise erstreckt sich die Sendung des heiligen Josef in die Jahrhunderte und erreicht seine Vaterschaft einen jeden von uns.

Ich wollte alle überzeugen, große Verehrer dieses glorreichen Heiligen zu sein wegen meiner Erfahrung ob der Güter, die er von Gott erlangt; ich habe keinen Menschen kennengelernt, der Josef wahrhaft verehrt und ihm besondere Dienste erwiesen hat, bei denen ich nicht erkennen könnte, daß sie beflissener an Tugend wurden, denn es gereicht den Seelen in großem Maße zum Vorteil, daß sie sich Josef anempfehlen. Ich meine, daß ich ihn seit einigen Jahren jedes Jahr an seinem Festtag um etwas bitte, was ich es stets erfüllt sehe; war die Bitte etwas schräg, macht er sie gerade zu meinem größeren Wohl.

Wäre ich jemand mit Autorität zu schreiben, wohl gerne ließe ich mich darin aus, recht häufig zu wiederholen, welche Gnaden dieser glorreiche Heilige mir und anderen Menschen erwiesen hat... Nur bitte ich, aus Liebe zu Gott, man solle es prüfen, wer es nicht glaubt, und er wird mit eigener Erfahrung das große Wohl erkennen, daß es bedeutet, sich diesem glorreichen Patron anzuempfehlen und ihn zu verehren; insbesondere Menschen des Gebetes waren Josef zu allen Zeiten sehr zugetan, zudem ich nicht weiß, wie man der Königin der Engel gedenken kann zu der Zeit, die sie mit dem Jesuskind verbrachte, ohne zugleich des heiligen Josef zu gedenken für das Gute, womit er ihnen beistand.

Und mit Bezug auf die große Macht der Fürsprache des heiligen Josef sagt die Heilige aus Avila, daß so wie es bei anderen Heiligen scheint, Gott habe ihnen das Können verliehen, für eine bestimmte Not Fürsprache zu leisten, so habe sie bei „diesem glorreichen Heiligen die Erfahrung, er eile bei allem und jedem zu Hilfe, womit der Herr uns begreifen lassen will, daß er, da Er ihm untertan war auf Erden – Josef trug den väterlichen Namen Vater, war sein Beistand und konnte ihm befehlen –, Er folglich im Himmel tut, worum jener Ihn bittet. (Theresia von Avila, Leben, Nr. 6)

Sechster Sonntag

Der heilige Josef, Meister des inneren Lebens

Der heilige Josef, unser Vater und Herr. „Wie gewöhnlich bleibt er auch in dieser Szene der Epiphanie unbemerkt. Ich stelle mir ihn gesammelt im betrachtenden Gebet vor, wie er liebevoll den menschgewordenen Sohn Gottes beschützt, der seiner väterlichen Sorge anvertraut wurde. Mit dem Feingefühl eines Menschen, der nicht für sich selbst lebt, gibt sich der heilige Josef großzügig hin in einem gleichermaßen stillen wie wirksamen Dienst.

Wir haben heute vom Leben des Gebetes und vom apostolischen Eifer gesprochen. Wer wäre dafür ein besserer Meister als der heilige Josef? Wenn ihr wollt, gebe ich euch einen Rat, den ich seit Jahren beständig wiederhole: Ite ad Joseph, wendet euch an Josef. Er wird euch konkrete Wege zeigen, zu Jesus zu kommen, menschliche und göttliche Wege, euch Ihm zu nähern. So wie er werdet ihr es dann auch bald wagen, das Gotteskind, das uns geboren wurde, in die Arme zu nehmen, zu küssen, zu kleiden und zu pflegen .“

Im Menschlichen ist Josef der Lehrmeister Jesu gewesen; er hat sich täglich voll Liebe um Ihn gekümmert, er sorgte für Ihn mit freudiger Opferbereitschaft. Ist das nicht Grund genug, in diesem gerechten Menschen, in diesem heiligen Patriarchen, der den Glauben des Alten Bundes verkörpert, einen Lehrmeister des inneren Lebens zu sehen? Das innere Leben ist nichts anderes als der stete, persönliche Umgang mit Christus, durch den wir mit Ihm eins werden. Josef wird uns so vieles über Jesus sagen können. Vernachlässigt also niemals seine Verehrung, ite ad Joseph, geht zu Josef, wie die christliche Überlieferung mit einem Wort des Alten Testamentes sagt.

Ein Lehrmeister des inneren Lebens, ein Arbeiter, der mit Verantwortung sein Werk tut, ein treuer Diener Gottes im steten Umgang mit Jesus: das ist Josef. Ite ad Joseph. Denn von ihm lernt der Christ, was es heißt, ganz für Gott und ganz für die Menschen da zu sein, die Welt zu heiligen. Geht zu Josef und ihr werdet Jesus finden. Geht zu Josef und ihr werdet Maria finden, die jene liebenswerte Werkstatt in Nazareth mit Frieden erfüllte. (Heiliger Josefmaria, Christus begegnen; Nr. 38, 55-56)

Siebter Sonntag

Der heilige Josef, Patron eines guten Todes

Über den Heimgang des heiligen Josef herrscht eine dieser großen Stillen seines Lebens: wir kennen den genauen Augenblick, da er sich ereignete, nicht.

Das letzte Mal, das Josef zu Lebzeiten in den Evangelien auftaucht, ist, als Jesus zwölf Jahre alt war. Zudem scheint es sicher, daß er gestorben sein dürfte, bevor Jesus sein öffentliches Wirken begann. Denn als Jesus nach Nazareth kam, um zu predigen, fragte sich die Menge: Aber ist das nicht der Sohn Mariens? (Mk 6,3). Für gewöhnlich bezog man sich bei der Rede von den Kindern nicht direkt auf die Mutter, sondern nur, wenn das Familienoberhaupt bereits gestorben war. Als Maria nach Kanaa zur Hochzeit eingeladen wurde, zu Beginn des öffentlichen Lebens Jesu, wird vom heiligen Josef ebenfalls nicht gesprochen. Ebensowenig ist von ihm die Rede im Lauf des öffentlichen Lebens Jesu, dem Sohn des Zimmermanns, was jedenfalls darauf hinzudeuten scheint, daß noch nicht viel Zeit seit Josefs Tod vergangen war, da man sich noch an ihn erinnerte.

Josef steht auch nicht beim Kreuz, als Jesus sein Leben aushauchte. Hätte er noch gelebt, hätte Jesus die Sorge um seine Mutter nicht dem Apostel Johannes anvertraut.

So stimmen die Autoren in der Annahme überein, daß Josefs Tod kurz vor dem öffentlichen Auftreten Jesu gewesen ist.

Josef konnte keinen angenehmeren Tod erfahren, als umgeben von Jesus und Maria, die ihn seelen-gut begleiteten. Jesus stärkte seinen Vater mit Worten des ewigen Lebens. Maria erwies ihrem Gatten die Fürsorge und Aufmerksamkeiten, die man einem Kranken angedeihen läßt, den man herzlich liebt.

„Die kindliche Ergebenheit Jesu umfing Josef in seinem Todeskampf. Jesus bemerkte zu ihm, daß die Trennung kurz wäre und sie sich rasch wiedersehen würden. Er sprach ihm vom himmlischen Gastmahl, zu dem sie vom ewigen Vater eingeladen wären, dessen irdische Ermunterung lautete: Du guter und treuer Knecht, der Tag hat sich für dich geneigt. Komm, tritt ein in das himmlische Haus, um deinen Lohn entgegenzunehmen. Denn ich hatte Hunger und du gabst mir zu essen. Ich hatte keine Unterkunft und du nahmst mich auf. Ich war nackt und du hast mich bekleidet.“ (M. Gasnier, Das Schweigen Josefs, S. 179)

Es ist logisch, daß der heilige Josef zum Patron eines guten Todes erklärt wurde, denn niemand hat einen besseren und gelasseneren Tod erfahren dürfen als er durch die Begleitung Jesu und Mariens. An ihn wenden wir uns, wenn wir anderen in ihren letzten Augenblicken beistehen. Ihn bitten wir selbst um Beistand, wenn wir unseren Abschied nehmen zum Vaterhaus. Er wird uns führen an der Hand Jesu und Mariens. (Francisco F. Carvajal, Meditationen für jeden Tag, Bd. 6, S. 201)

Hochfest des heiligen Josef

Die Verherrlichung des heiligen Josef

Nach Maria, der allerseligsten Jungfrau, erfreut sich der heilige Josef der höchsten Glorie, wie es seiner Heiligkeit auf Erden gebührt. Oder anders gesagt: „Wenn Jesus im Leben Josef mehr ehrte als alle anderen, indem Er ihn Vater nannte, dann wohl erhöhte Er ihn auch nach seinem Tod über alle anderen Menschen. Die Seele Josefs gelangte zunächst in den Schoß Abrahams, wo die Patriarchen und Gerechten der vorangegangenen Zeiten der bereits angebrochenen Erlösung harrten.

Viele Autoren meinen, der Leib des heiligen Josef befinde sich, vereint mit seiner Seele, glorreich im Himmel, und er teile mit Jesus und mit Maria bereits die ewige Glückseligkeit. Sie betrachten dabei, die vollständige Verherrlichung Josefs habe nach der Auferstehung Jesu stattgefunden. Eine der Grundlagen, auf denen diese Lehranschauung ruht, ist seit dem 16. Jahrhundert einhellig die Anmerkung, die Matthäus zum Geschehen beim Tod Jesu beiträgt: viele Leiber der Heiligen, die bereits gestorben waren, standen auf (Mt 27,52).

Kirchenlehrer und Theologen denken, daß Jesus zur Bestätigung der eigenen Auferstehung eine Anzahl Menschen, die er ebenfalls hatte auferstehen lassen, ausgewählt habe, darin eingeschlossen an erster Stelle seinen Pflegevater. Wie mag diese neuerliche Begegnung Jesu mit dem heiligen Josef gewesen sein!

„Der glorreiche Patriarch – schreibt Franz von Sales – besitzt im Himmel einen sehr großen Kredit bei Dem, der ihn stets so sehr begünstigt hat, ihn mit Leib und Seele in den Himmel führte (...) Wie konnte Der ihm denn jene Gnade ausschlagen, der ihm doch ein Leben lang gehorcht hatte? Ich glaube, daß Josef, als er Jesus sah, ihm etwa folgendes gesagt hat: Mein Herr, denke daran, daß ich dich, als du vom Himmel zur Erde herabstiegst, in meiner Familie und in meinem Haus aufnahm, und daß ich dich, als du auf Erden erschienst, zärtlich mit meinen Armen umfing. Nimm mich jetzt unter die Deinen auf, und wie ich dich während deines sterblichen Lebens nährte und führte, trage du nun Sorge, mich zum ewigen Leben zu führen. Und Jesus wird sich sicher überaus glücklich gefühlt haben, ihm zu Gefallen zu sein.“

„Frommerweise läßt sich sagen, jedoch nicht mit Sicherheit – lehrt der heilige Bernardin von Siena – daß Jesus, der überaus fromme Sohn Gottes, seinen Nährvater mit gleichem Privileg ehrte wie die heiligste Mutter; und daß, wie Er sie mit Leib und Seele in den Himmel aufnahm, Er auch den hei-ligsten Josef am Tag der Auferstehung mit Sich in der Glorie der Auferstehung vereinigte; damit jene Heilige Familie – Christus, Maria und Josef –, die in einem arbeitsreichen Leben und in liebevoller Begünstigung zusammenlebte, jetzt auch in der Glorie mit Leib und Seele glücklich in den Himmeln herrsche.“ (Francisco F. Carvajal, Meditationen für jeden Tag, Bd. 6, S. 203)

Gebete

Heiliger Josef, du reinster Bräutigam der Jungfrau Maria, mein liebevoller Beschützer! Denk daran, man hat noch nie gehört, daß einer, der deinen Beistand anrief, der zu dir um Hilfe flehte, ohne Trost geblieben ist. Mit diesem Vertrauen komme ich zu dir und empfehle mich zutiefst dir an. Verschmähe meine Bitten nicht, Pflegevater des Heilandes, sondern nimm sie in Güte auf. Amen.

Seliger Pius IX.

Heiliger Josef, du Schützer jungfräulicher Seelen, deiner treuen Obhut wurde Jesus, die Unschuld selbst, und Maria, die Jungfrau der Jungfrauen, anvertraut. Um dieser beiden teuren Schützlinge, um Jesus und Mariä willen, hilf mir, daß ich stets makellos, rein an Seele und Leib, in vollkommener Keuschheit Jesus und Maria diene! Amen.

Seliger Pius IX.

Lieber heiliger Josef! Dir will ich mich weihen; nimm meine Hingabe gütig auf! Ich schenke mich dir ganz! Du sollst allezeit mein Vater, mein Beschützer, mein Führer sein auf dem Weg des Heils. Erflehe mir eine große Reinheit des Herzens und eine starke Hinneigung zum inneren Leben. Gib, daß es wie bei dir alle meine Handlungen die größere Ehre Gottes zum Ziele haben, daß ich vereinigt bleibe mit dem göttlichen Herzen Jesu, mit dem unbefleckten Herzen Mariens und mit dir, heiliger Josef! Schließlich bitte für mich, daß auch ich einmal den Frieden und die Freude verkosten darf, die du bei deinem seligen Hinscheiden genießen durftest. Amen.

Leo XIII.

Heiliger Josef, Beschützer Jesu Christi, Mariens keuscher Gatte, du hast dein Leben in der voll-kommenen Pflichterfüllung verbracht und mit deiner Hände Arbeit die Heilige Familie von Nazareth ernährt: gewähre gnädig allen denen Schutz, die sich vertrauensvoll in ihren Gebeten an dich wenden. Du kennst ihr Wollen, ihre Ängste, ihre Hoffnungen. Sie eilen zu dir, denn sie wissen, daß sie in dir einen finden, der sie versteht und ihnen auch hilft. Auch du hast Prüfungen, Mühen und Müdigkeit erfahren. Aber auch inmitten der Sorgen des materiellen Lebens hat deine Seele, erfüllt mit tiefstem Frieden, in hoher Freude frohlockt über die Innigkeit des Verkehrs mit dem Sohne Gottes, der dir zusammen mit seiner lieblichen Mutter Maria anvertraut war.

Mögen die, die deinen Schutz erflehen und erhalten, verstehen, daß sie in ihrer Arbeit nicht allein sind. Möge es auch ihnen verliehen sein,, neben sich Christus zu entdecken; mögen sie ihn mit seinen Gnaden empfangen und in Treue immer bei sich wohnen lassen, wie du es getan hast. Möge es durch deine Gebete gewährt werden, daß in jeder Familie, in jeder Fabrik, in jeder Werkstätte, überall dort, wo Christen tätig sind, alles geheiligt werde in der Liebe, der Gerechtigkeit, im guten Wollen und im guten Tun, damit die Gaben der himmlischen Liebe sich mehren in uns und um uns. Amen.

Heiliger Johannes XXIII.

Im Herzen trage ich Jesus, Maria und Josef, die mir anvertrauten Seelen, die Kirche und den Papst.

Heiliger Johannes XXIII.

I An wen sollen wir Arme uns wenden in unsrer Bedrängnis hier in diesem Tale der Tränen, wenn nicht an dich, heiliger Joseph? Dir hat Maria, deine geliebte Braut, alle ihre reichen Schätze übergeben; du sollst sie verwahren zu unserem Besten. Es ist, als würde sie uns sagen: Gehet zu Joseph, meinem Bräutigam! Er wird euch trösten und helfen in der Not, die euch drückt; er wird euch glücklich und zufrieden machen. Darum habe Mitleid mit uns, heiliger Joseph, habe Mitleid mit uns um der Liebe willen, die du zu deiner zarten, würdigen Braut getragen.

Vater unser. Gegrüßet seist du, Maria. Ehre sei dem Vater.

II Wir wissen sehr wohl, durch unsere Sünden haben wir Gottes Gerechtigkeit herausgefordert und verdienen die strengsten Strafen. Wohin sollen wir uns nun wenden, wohin uns flüchten, um sicher zu sein? Es ist, als würde Jesus uns zurufen: Gehet zu Joseph, ja, gehet zu Joseph! Ihn habe ich angenommen und geehrt als Vater. Ihm, meinem Vater, habe ich alle Gewalt übertragen; er soll sie gebrauchen, wie es ihm gut dünkt, zu eurem Besten. Darum habe Mitleid mit uns, heiliger Joseph, habe Mitleid mit uns um der Liebe willen, die du zu deinem ehrwürdigen, lieben Sohne getragen.

Vater unser. Gegrüßet seist du, Maria: Ehre sei dem Vater.

III Die Sünden, die wir begangen, rufen die schwersten Strafen herab auf unser Haupt. Wir wissen es wohl. Wohin sollen wir uns nun flüchten, um gerettet zu sein? Wann wird der glückverheißende Regenbogen erscheinen, der uns tröstet in unserer Not? Es ist, als würde der ewige Vater uns zurufen: Gehet zu Joseph! Er hat auf Erden meinem menschgewordenen Sohn gegenüber meine Stelle vertreten. Ihm habe ich meinen Sohn, die nie versiegende Quelle der Gnaden, anvertraut. In seiner Hand ruht darum alle Gnade. Darum habe Mitleid mit uns, heiliger Joseph, habe Mitleid mit uns um der Liebe willen, die du dem großen Gott gegenüber bewiesen, der gegen dich so großmütig gewesen.

Vater unser. Gegrüßet seist du, Maria. Ehre sei dem Vater.