Kardinal Meisner schätzte Ruf zur Heiligkeit an alle

Prälat Cesar Ortiz-Echagüe, früherer Regionalvikar des Opus Dei in Deutschland, über seine Begegnungen mit dem verstorbenen Kölner Kardinal

Kardinal Meisner bei einer Hl. Messe in St. Pantaleon

Großes Herz, deutliche Sprache und ganzer Einsatz für Gott und für die Menschen. Dafür stand der verstorbene Joachim Kardinal Meisner. Wie kann die Stimme Gottes vernehmbar bleiben, wie kann sie im Alltag Gehör finden? Das bewegte ihn. Als der junge mitteldeutsche Weihbischof erstmals mit dem Opus Dei in Kontakt kam, wurde er hellhörig. Prälat Ortiz traf ihn damals in Rom. Hier seine Impressionen über die Begegnungen mit Kardinal Meisner.

Ich habe Kardinal Meisner 1976 in Rom kennengelernt. Er war damals Weihbischof in Erfurt. Dort hatte er die Schriften von Josemaria Escrivá gelesen. Er schätzte ihn wegen seiner Botschaft vom universalen Ruf zur Heiligkeit für alle Christen. Er schätzte ihn wegen des Opus Dei, das er gegründet hatte, damit viele Laien diesen Weg der Heiligung mitten in der Welt gehen konnten.

Damals kam der spätere Kardinal auch zu seinem Grab in der heutigen Prälaturkirche des Opus Dei im Viertel Parioli. Dort arbeitete ich seit einigen Monaten in der zentralen Leitung des Werkes. Da ich deutsch konnte, wurde ich gebeten, mich um ihn zu kümmern. Wir unterhielten uns lange am Grab des hl. Josemaría über die Geschichte und die Spiritualität des Opus Dei und seinen Gründer.

Nach meiner Priesterweihe 1984 kam ich nach Deutschland als Regionalvikar des Werkes. Bald fuhr ich nach Berlin. Inzwischen war Meisner Bischof von Berlin und zum Kardinal ernannt worden. Als er einige Stunden in Westberlin war, besuchte ich ihn. Er freute sich sehr und kam bald zu einem Treffen mit den Leuten vom Opus Dei, die in der deutschen Hauptstadt wohnten und arbeiteten. Ab dann besuchte ich ihn immer, wenn ich in Berlin war, um ihn über die Arbeit des Opus Dei zu informieren. Er war ein guter Zuhörer und erkannte die Tragweite der Botschaft von Josemaria Escrivá, er schätzte seine Treue zur Kirche und zum Heiligen Vater.

Bei einem meiner Besuche erzählte ich ihm, wie unser Gründer nach dem Ende des spanischen Bürgerkriegs für die Kapelle des Hauses in Madrid, in dem er wohnte, eine außerordentlich kostbare Monstranz bestellte, und das obwohl er sehr wenig Geld hatte. Der Kardinal sagte dazu ungefähr: „Die Heiligen sind doch immer gleich. Vor kurzem kam Mutter Teresa zu mir. Ich schenkte ihr einen sehr kostbaren Smaragd, den sie verkaufen und so Geld für ihre Armen haben konnte. Aber sie gab mir zur Antwort: ‚Ich werde ihn nicht verkaufen; ich werde ihn in einen Kelch einarbeiten lassen, den ich bestellt habe. Für den Herrn ist das Beste gut genug. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass mir die Armen wegsterben, wenn ich in der Gottesverehrung nicht großherzig bin.“

Ein Jahr nach seiner Amtsübernahme als Erzbischof von Köln - es war im Jahre 1992 nach dem Fall der Mauer in Berlin - begleitete ich ihn auf einer Reise nach Spanien. Wir fuhren nach Pamplona, wo er an der Theologischen Fakultät einen sehr interessanten Vortrag über die Situation der Katholiken im kommunistischen Deutschland hielt. Zuvor waren wir in Santiago de Compostela und in Montserrat gewesen. Es begleitete uns dabei sein damaliger Privatsekretär und späterer Nachfolger als Erzbischof von Köln, Msgr. Woelki.

Während dieser einwöchigen Reise war ich von seiner Frömmigkeit, aber auch von seinem Humor und seiner Leutseligkeit beeindruckt. Fast täglich nahmen wir Logis in Studentenheimen des Opus Dei. Dabei zelebrierte er nicht nur die Heilige Messe und predigte den Studenten, sondern war gerne mit ihnen zusammen und nutzte deren Neugier bezüglich der Kirche in Deutschland, um ihren Glauben und ihre Liebe zu Christus zu stärken. In Pamplona wohnten wir in dem vom Opus Dei geführten internationalen Priesterseminar ‚Bidasoa‘ mit hundert Seminaristen aus vielen Ländern. Er war sichtlich bewegt angesichts der Sorgfalt, mit der die Studenten die kleinsten Einzelheiten der feierlichen Messe beachteten, die er für sie feierte.

Bei einem Besuch im Campus Muengersdorf

Bis zum Jahre 2008 lebte ich in Köln und traf ihn oft. Immer spürte ich dabei, wie sehr er unsere apostolische Arbeit unterstützte. Besonders dankbar war er für die Arbeit der Priester des Werkes in der Pfarrei St. Pantaleon, die dort viele Stunden Beichte hören.

Ich hatte dann auch die Freude, mit ihm zusammen die Heiligsprechung von Josemaría Escrivá in Rom zu feiern. Unvergesslich ist mir dabei das frohe Treffen, das er mit zahlreichen Pilgern aus Deutschland bei dieser Gelegenheit hatte.

Möge er in Frieden ruhen!