Jesus Christus ist die Mitte seines Lebens

Zum Paulusjahr, 1. Monat, ein Kommentar zu Röm 8,31–38

Paulus schreibt im Brief an die Römer:Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? ... Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? ... Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (8,31-38)

Der gewalttätige Christenverfolger von einst stellt sich den Römern vor. Er will sie bald besuchen. Seitdem das göttliche Licht ihn auf dem Weg nach Damaskus geblendet und zu Boden gestürzt hat, ist Paulus – bei gleich lebendigem, aber nun reinerem Eifer für Gott – ein anderer geworden.

Gott hat den Apostel auf außerordentliche Weise seine überwältigende Stärke erfahren lassen. Paulus sieht den Widerstand der Gegner und vielfache Widerwärtigkeiten daher nicht als Unglück an. Denn er weiß, dass „Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“. Nichts kann geschehen außerhalb der wunderbaren Ordnung der göttlichen Vorsehung. Nun weiß Paulus seine eigene Schwäche ohne Bange einzuordnen. Nicht mehr das Ich – leidenschaftlich, feurig und manchmal zwiespältig – ist jetzt die Mitte, sondern Jesus Christus, in dem sich der „Gott der Väter“ offenbart.

Weniger sein Unternehmungsgeist als seine leidenschaftliche Gottesliebe ist es, die Paulus in immer neue apostolische Herausforderungen führt. So hat gerade den Römern im ersten Kapitel seines Briefes geschrieben: „Ihr sollt wissen, Brüder, dass ich mir schon oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, aber bis heute daran gehindert wurde; denn wie bei den anderen Heiden soll meine Arbeit auch bei euch Frucht bringen. Griechen und Nichtgriechen, Gebildeten und Ungebildeten bin ich verpflichtet; so liegt mir alles daran, auch euch in Rom das Evangelium zu verkündigen.“

Papst Benedikt sagt dazu: „Daraus können wir eine sehr wichtige Lehre für jeden Christen ziehen. Das Handeln der Kirche ist nur in dem Maß glaubhaft und wirksam, in dem alle, die ihr angehören, bereit sind, in jeder Situation für ihre Treue zu Christus persönlich einzustehen. Wo diese Bereitschaft fehlt, wird das entscheidende Argument der Wahrheit, von dem die Kirche selbst abhängt, nicht erfüllt.“

von Josef Arquer