Jesus tritt so in unser Leben ein, wie er das Boot des Petrus bestieg

Am Fest des hl. Josefmaria hat der Prälat des Opus Dei 2017 die Botschaft vom allgemeinen Ruf zur Heiligkeit und zum Apostolat anhand des Gleichnisses vom wunderbaren Fischfang erläutert. Wir veröffentlichen die Predigt vom 26. Juni 2017 in der römischen Basilika San Eugenio in deutscher Übersetzung.

Der Prälat des Opus Dei in der Basilika San Eugenio (Rom)

Basílika San Eugenio, Rom, 26-VI-2017

Heute freuen wir uns und danken dem Herrn, wenn wir die Botschaft vom allgemeinen Ruf zur Heiligkeit und zum Apostolat bedenken, die der heilige Josefmaria zeitlebens verkündet hat.

Diese Wahrheit, die das Zweite Vatikanische Konzil mit Bezug auf den heiligen Josefmaria verkündet hat, hebt das Tagesgebet der heutigen Liturgie hervor und fügt hinzu: „Gewähre uns auf seine Fürsprache und nach seinem Vorbild, dass wir durch unsere tägliche Arbeit Jesus, deinem Sohn, ähnlich werden.“ Diese Bitte fasst in gewisser Weise unseren Weg auf Erden zusammen: Jesus Tag für Tag durch eine Tätigkeit ähnlicher werden, die uns sehr vertraut ist, nämlich die eigene Arbeit.

Das Licht des Glaubens erweitert die Sicht auf unsere Arbeit: Es lässt uns erkennen, dass Gott den Menschen erschuf und ihn „in den Garten von Eden“ setzte, „damit er ihn bebaue und hüte“ (Gen 2,15). Die Erde wird den Menschen als ein Garten anvertraut, den es zu pflegen und zu bewahren gilt – als eine Umwelt mit großen Möglichkeiten, die wir zur Ehre Gottes und für den Dienst an unseren Brüdern entdecken und entwickeln müssen.

Tatsächlich ist der Heilige Geist der große Hauptakteur auf diesem Weg der Heiligkeit im Alltäglichen.

Tatsächlich ist der Heilige Geist der große Hauptakteur auf diesem Weg der Heiligkeit im Alltäglichen. Der heilige Paulus sagt es den Römern so: „Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15) Es ist ein Ruf, ein Gebet, das uns der Heilige Geist eingibt und das wir im Laufe des Tages wiederholen können; zum Beispiel, wenn wir während der beruflichen Tätigkeit müde werden, aber weiterarbeiten müssen. Zu wissen, dass wir Kinder Gottes sind, hilft uns zu beten und allen zu dienen; nicht gleichgültig zu bleiben, wenn Menschen unter ihrer Lage leiden, etwa arbeitslos oder prekär beschäftigt sind.

Er tritt so in unser Leben ein, wie er das Boot des Petrus und seiner Gefährten bestieg.

Das Licht des Heiligen Geistes zeigt uns Jesus, der uns entgegengeht, so wie er den ersten Jüngern am See Genezareth entgegenging. Er tritt so in unser Leben ein, wie er das Boot des Petrus und seiner Gefährten bestieg. Und dasselbe Boot, das Zeuge eines beruflichen Misserfolges gewesen war – eines Fischens ohne Fang –, wird nun zum Lehrstuhl des Meisters, zum Ort, an dem er die Geheimnisse des Reiches Gottes offenbart. Mehr noch: In diesem selben Boot beginnt ein übernatürliches Abenteuer, auf das der wunderbare Fischfang vorausweist. Die Gegenwart Christi verwandelt unsere Arbeit, unser altes Boot, zu einem Ort, an dem Gott handelt. Das geht ganz einfach, wenn es liebevoll geschieht: Einem schwierigen Kollegen helfen, der einen praktischen Rat braucht, um etwas fertigzustellen, mit dem er gerade beschäftigt ist. Oder vielleicht jemandem ein paar Minuten Zeit widmen, wenn sein etwas ernstes Gesicht zu verstehen gibt, dass er mit uns reden möchte.

Die Gegenwart Christi verwandelt unsere Arbeit, unser altes Boot, zu einem Ort, an dem Gott handelt.

Der Herr bittet uns, Werkzeuge in seinen Händen zu sein, damit wir Freude und Glück in eine Welt tragen, die es so sehr braucht. An uns richtet er dieselbe Einladung wie an Petrus: „Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus!“ (Lk, 5,4) Nun tauchen die Netze in diese von Gottes Gnade durchdrungene Arbeit ein, damit sie zum Ort christlichen Zeugnisses wird, zum Ort aufrichtiger Hilfe für unsere Kollegen und für alle Menschen, mit denen wir zu tun haben. In diesem Sinne können wir uns an die Einladung von Papst Franziskus erinnern: „Wenn die Bemühungen, den Glauben bei euren Freunden zu wecken, fruchtlos erscheinen wie die nächtliche Erschöpfung der Fischer, dann denkt daran, dass Jesus alles ändert. Das Wort des Herrn füllte die Netze, und das Wort des Herrn lässt die missionarische Arbeit der Jünger fruchtbar werden.“ (Ansprache 22.09.2013)

Wenn wir es ihm erlauben, wird uns der Heilige Geist, der in uns wohnt, dazu bewegen, auf den See hinauszufahren; das heißt, uns in die apostolischen Weiten hineinzubegeben, die sich täglich in der Familie, im beruflichen Bereich, in den Beziehungen zu unseren Freunden und Bekannten auftun. Die Wunder werden sich wiederholen, wie sie uns der heilige Josefmaria nahebringt: „Als Jesus mit seinen Jüngern auf das Meer hinausfuhr, dachte Er nicht allein an diesen Fischfang. Deshalb, nachdem Petrus sich Ihm zu Füßen geworfen und demütig bekannt hatte: Geh weg von mir, Herr, denn ich bin ein sündiger Mensch, antwortete ihm der Herr: Fürchte dich nicht! Von nun an sollst du Menschenfischer sein (Lk 5,8; 10). Auch bei dieser neuen Art des Fischfanges wird die göttliche Wirksamkeit nicht fehlen: Die Apostel sollen trotz ihrer persönlichen Armseligkeiten zu Werkzeugen vieler Großtaten werden.“ Denn auch wir müssen Apostel sein, Apostel inmitten der Arbeit und aller menschlichen Wirklichkeiten, in die wir Gott hineintragen wollen.

Unsere Herrin ist die Königin der Apostel. So rufen wir sie in der Lauretanischen Litanei an. Bitten wir sie, sie möge uns lehren, aktiv an der Sendung der Kirche für die Erlösung der Welt mitzuarbeiten. Der heilige Josefmaria hegte diesen Herzenswunsch: In Einheit mit der ganzen Kirche Christus ins Zentrum und an die Wurzel jeglicher menschlicher Tätigkeit bringen: „Omnes cum Petro ad Jsesum per Mariam!“