Ganz Christ sein – ohne Vorbehalte – und auf Lebenszeit

Zum 100. Geburtstag von Bischof Alvaro del Portillo, der am 27. September 2014 in Madrid seliggesprochen wird, feierte der emeritierte Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner ein Pontifikalamt.

Die Freude war da: Im Gleichnis vom anvertrauten Geld hören wir die lobenden Worte des Herrn an seinen tüchtigen und treuen Diener: „Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“ (Mt 25, 21) – Diese Freude war gleichsam spürbar beim Pontifikalamt anlässlich des 100. Geburtstages von Bischof Álvaro del Portillo, das der emeritierte Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, mit zahlreichen Mitgliedern und Freunden des Opus Dei am 22. März 2014 in St. Pantaleon in Köln feierte. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zahlreiche Gäste waren von weither angereist, darunter mehr als 30 Priester, die den Gottesdienst im Hochchor der romanischen Basilika mitfeierten. Auch viele Kinder und Jugendliche nahmen an der heiligen Messe zu Ehren von „Don Alvaro“ teil, dessen Seligsprechung am 27. September 2014 in Madrid bevorsteht. Mit Sicherheit wird er mit seiner Fürsprache dabei gewesen sein und sich sehr darüber gefreut haben.

In seiner Predigt erinnerte Kardinal Meisner an den Lebensweg des genau vor 20 Jahren verstorbenen Bischofs Alvaro del Portillo, der nach dem Tod des heiligen Josefmaria Escrivá für fast zwei Jahrzehnte als Oberhirte des Opus Dei der Kirche und Welt diente: „Der ist ein Christ und Priester, der sich auf Christus einlässt und der Christus einlässt in sein Leben und ihm darin große Handlungsfreiheit einräumt. ... Diese Grundentscheidung hat Bischof Alvaro del Portillo mit der Gnade Gottes vor 79 Jahren getroffen, als er 1935 in das Opus Dei eintrat, und alle Einzelentscheidungen seines Lebens damals sind aus dieser Grundentscheidung herausgewachsen. Es ist wie eine Bestätigung für diesen Glaubens- und Lebensweg, dass Bischof Alvaro del Portillo im Jahr seines 100. Geburtstags am 27. September 2014 in seiner Geburtsstadt Madrid seliggesprochen wird.“

Eindringlich warnte der Kardinal vor einem „verbilligten Priesterleben“ und einem „sauertöpfischen Herz“. Als Christ, Priester und Bischof habe sich Alvaro del Portillo Christus und der Kirche ganz zur Verfügung gestellt – und hierin sei er uns Vorbild: als Diener, der sein „Ja“ auf Lebenszeit und ohne Vorbehalte abgegeben und dieses treu erfüllt habe. „Es wird nichts aus uns Priestern ohne Kelterung, ohne Abschöpfen des Abschaums, ohne Verzicht, ohne Entsagung, ohne Abtötung, ohne Opfer, ohne Kreuz. Nur aus dem Dunkel des Karfreitags bricht das Licht der Ostersonne hervor. Nur aus dem „Lignum crucis“ wird das „Lumen Christi“. Nur aus dem „Eleison“ wächst das „Exsultet“. Nur aus der gekreuzigten Liebe brechen der Glanz und die Freude der Ostersonne durch“, mahnte der Kardinal.

Die Freude war da. Besonders bei den letzten Worte der Predigt des emeritierten Kölner Erzbischofs: „Es wird zurzeit in der Kirche, namentlich in den deutschsprachigen Ländern, viel von Änderungen in Lehre und Leben der Kirche gesprochen. Es wird sich vielleicht manches ändern. Mag sein! Aber werden diese Änderungen die Grundentscheidungen Gottes zu Mensch und Welt und des Menschen zu Gott ändern können? Die Berufung Gottes ist reuelos, unwiderruflich, unabhängig von Änderungen. Gottes Entscheide können durch die Veränderungen der Welt nicht verändert werden. Gott ist treu! Gottes Treue ist die Grundlage für das Wort unserer Treue: Verschenkt, bleibt verschenkt!“

von Georg Dietlein