Gute Argumente für die Weitergabe des Glaubens

Theologische Akademie „Menschenbild des Glaubens“: Studenten aus Deutschland diskutierten in Krakau mit Prof. Rhonheimer aus Zürich/Rom

Krakau. Jahrhunderte lang war Krakau die bedeutendste Metropole des Königreichs Polen. Anfang September wählte sich eine Gruppe deutscher Studenten und Oberstufenschüler die Stadt als inspirierendes Ambiente für eine siebentägige Akademie aus, um dabei das Menschen- und Gottesbild des katholischen Glaubens eingehender zu beleuchten. Moderiert wurden die Workshops in „Barbakan", einem Studentenheim des Opus Dei, von Prof. Martin Rhonheimer aus Zürich. Er lehrt an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom politische Philosophie und Ethik und hat das Buch „Ihr seid das Licht der Welt" verfasst, in dem er das Opus Dei jungen Menschen erklärt.

Gott sucht den Menschen

In kurzen Impulsreferaten beschäftigten sich die Teilnehmer mit fünf großen Komplexen: „Gott sucht den Menschen", „Der dreifaltige Gott. Gott der Vater", „Der Sohn: Jesus Christus", „Der Heilige Geist und die Kirche" sowie „Die Gemeinschaft der Heiligen. Die Gottesmutter Maria. Die letzten Dinge". Danach stiegen sie in den Diskurs über Begriffe wie etwa die Offenbarung, die Schöpfung, den Sündenfall, die Menschwerdung Gottes, die Erlösung, die Sakramente oder die Ökumene ein. Prof. Rhonheimer stellte die aufgeworfenen Themen in einen größeren theologischen Zusammenhang und forderte die jungen Leute immer wieder dazu auf, ihre Fragen und Zweifel zur Sprache zu bringen. Leitfaden für die Diskussionen in einer intensiven, aber zugleich auch sehr lockeren Atmosphäre waren der „Katechismus der Katholischen Kirche", Joseph Ratzingers Gespräch mit dem Publizisten Peter Seewald in dem Buch „Gott und die Welt" sowie die Texte des II. Vatikanischen Konzils.

Christliche Grundfragen und Gebet

„Die hohe fachliche Qualität des Seminars und die Kompetenz unseres Referenten haben mir viel bei der persönlichen Vertiefung des Glaubens geholfen und gute Argumente für dessen Weitergabe unter meinen Freunden geliefert", zog der Münchner Berufsoberschüler Leon Bichler sein persönliches Fazit der Tagung und gab damit einen allgemeinen Eindruck der Teilnehmer wieder. Damit das einwöchige Seminar aber nicht nur bei der akademischen Erörterungen christlicher Grundfragestellungen stehen blieb, fanden sich die Teilnehmer auch regelmäßig zur Feier der Heiligen Messe, zum Gebet und zu Meditationen in der Kapelle des Studentenheims ein. Darüber hinaus standen an den Nachmittagen Besichtigungen in der Marienkirche mit dem Hochaltar von Veit Stoß, im Judenviertel Kazimierz, auf dem Königsschloss Wawel und in der Kathedrale auf dem Programm. Dort sind zahlreiche polnische Könige wie auch der jüngst bei einem Flugzeugabsturz verunglückte, ehemalige Präsident Lech Kaczynski begraben.

Begegnungen mit polnischen Intellektuellen

Außerdem entpuppten sich Begegnungen mit polnischen Intellektuellen als ideale Ergänzungen der Thematik der Akademie. So präsentierte ihnen der bekannte Krakauer Fotograf Stanislaw Markowski seinen kürzlich erschienenen Bildband. Dabei schilderte er, unter welch dramatischen Umständen er versteckt aus einem Kirchturm heraus die Niederschlagung der Solidarnosc-Bewegung am Tag der Verhängung des Kriegsrechts durch die Kommunisten am 13. Dezember 1981 festhielt. Aus nächster Nähe konnte er Jahre später Papst Johannes Paul II., den er aus dessen Zeit als Erzbischof von Krakau auch persönlich kannte, beim Gebet vor dem berühmten Gnadenbild der Schwarzen Madonna von Tschenstochau während einer Reise in seine Heimat aufnehmen.

Tschenstochau, dieses Zentrum des polnischen Katholizismus, suchte die zwölfköpfige Gruppe aus Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland am Fest Maria Geburt auf. Dabei mischten sich die Deutschen mitten unter die betenden und singenden Pilger auf dem Jasna Góra, dem „Hellen Berg". Vorher hatten sie das Konzentrationslager Auschwitz besucht, um sich dort bei einer Führung mit den unsagbaren Gräueltaten des Nazi-Regimes auf polnischen Boden auseinander zu setzen.

Ferner informierten sie sich im Museum „Junges Polen" über die Grundzüge der teilweise sehr tragischen Geschichte ihres Gastlandes. Schließlich stellte ihnen der Architekt Kazimierz Latak städtebauliche Projekte aus Krakau vor, etwa ein Kunstinstallation auf dem „Platz der Ghettohelden" oder den Entwurf eines Museums im Geburtshaus von Papst Johannes Paul II. in Wadowice.

von Bernd Kreuels