Naher Blick auf einen Heiligen

Buchbesprechung

Es gibt sie auch heute noch: Weggefährten von Heiligen, Zeugen großer und außergewöhnlicher Gottesmenschen. Einer dieser wenigen Glücklichen, die das Privileg hatten, jahrelang neben einem Heiligen leben zu dürfen, ist Prälat Rolf Thomas. Der heute 76-jährige Priester lebte und arbeitete viele Jahre mit dem heiligen Josemaría Escrivá, dem Gründer von Opus Dei, in Rom zusammen – bis zu dessen Tod 1975.   

Über seine Begegnungen mit dem Heiligen hat Rolf Thomas jetzt ein Buch geschrieben. Es ist weniger eine Biografie als vielmehr ein Glaubensbuch geworden, weil die Erlebnisse mit dem heiligen Josemaría, die Rolf Thomas schil- dert, immer auch Verkündigung und Lobpreis Gottes sind.  

Die mit vielen Vorurteilen und Gerüchten überlagerte Figur des Opus Dei-Gründers wird durch dieses Buch, das einen persönlichen und authentischen Einblick in das Leben des 2002 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochenen Josemaría Escrivá gewährt, sichtbar als das Leben eines Menschen, der jede Sekunde des Tages bemüht war, Gottes Willen zu erfüllen, und der dabei stets mit Liebe und Ernsthaftigkeit, mit Humor und Herzlichkeit agierte.

Natürlich erfährt der Leser auch, wie das Opus Dei entstanden ist, wie es sich bis heute entwickelte, wie seine Spiritualität aussieht und vieles mehr. Aber besonders wertvoll macht dieses Buch der nahe Blick auf den Heiligen. Der Blick eines echten Zeitzeugen, der uns das Charisma Escrivás und seine Leidenschaft für Christus verständlich macht. So verständlich, dass es berührt. 

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Auszug:

„Was mich persönlich am meisten beeindruckt und am nachhaltigsten überzeugt hat von der Wahrheit und Wirksamkeit von Escrivás Botschaft der Alltagsheiligung, war der Alltag des Heiligen selbst: elf Jahre lang aus nächster Nähe miterlebt zu haben, wie er in der Gegenwart Gottes lebte, auf Schritt und Tritt bemüht, Jesus Freude zu machen (dar gusto a Jesús), ihm nichts abzuschlagen, ihn die Prioritäten setzen zu lassen, Liebe hineinzulegen in die vielen kleinen Dinge jeden Tages – Liebe zu Gott und zu den Menschen –, die Freude der Gotteskindschaft ständig im Herzen tragen und an die anderen weiterzugeben – allerdings Freude mit Wurzeln in Kreuzesform wie er gern sagte –, das kann ich und will ich und muss ich bezeugen.

Sein Alltag war tatsächlich unablässiges Zwiegespräch mit Gott, „eine heilige Messe, die 24 Stunden dauerte“, ein aufmerksames Suchen, Finden, Lieben und Tun des Willens Gottes. Das erlebte ich täglich.“

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Josemaría Escrivá begegnen

von Rolf Thomas, 154 Seiten, Sankt Ulrich Verlag, 2010 erschienen, 12,95 Euro

ISBN 978-3-86744-130-8

Von Martin Müller, PUR-Magazin, März 2010