Papst: Den Glauben der Einfachen verteidigen …

gegen die Macht der Intellektuellen: Josef Arquer hat nachgelesen, was Kardinal Ratzinger über das Papstamt und den Widerspruch sagte, wie er ihn heute als Benedikt XVI. findet.

Simon, Simon, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder. (Lk 22, 31-32) – Unvermittelt hatte sich Jesus während des letzten Abendmahls an Petrus gewandt. Der Satan darf euch sieben, das heißt alle, die durch die Jahrhunderte – also auch heute –in der Nachfolge Christi stehen. Jesus betet zum Vater für jenen, der Fels der Kirche sein soll – auch durch die Jahrhunderte, auch heute. Er trägt Petrus auf, die Brüder zu stärken. Dies wird nicht seinem Verdienst, nicht seiner Leistung zu danken sein, sondern der Gnade, die aus dem Beten Jesu fließt. 

Im Jahre 1991, als er noch nicht ahnen konnte, dass diese Worte Jesu ihm als Papst Benedikt XVI. einmal selbst gelten sollten, hat der Theologe Joseph Ratzinger darüber geschrieben: „Das Unproportioniertsein der Menschen zu solcher Funktion ist so schreiend, so eklatant, dass gerade in der Beauftragung des Menschen mit der Felsfunktion sichtbar wird, dass es nicht diese Menschen sind, die die Kirche halten, sondern er allein, der dies mehr trotz der Menschen als durch die Menschen tut. Das Geheimnis des Kreuzes ist vielleicht nirgends so greifbar anwesend wie in der kirchengeschichtlichen Realität des Primats. ... Wenn die Kirche im Glauben an diesen Worten festhält, ist dies nicht Triumphalismus, sondern die Demut, die staunend und dankbar den Sieg Gottes über die menschliche Schwachheit und durch sie hindurch erkennt. Wer den Worten aus Furcht vor Triumphalismus oder vor menschlicher Eigenmacht ihre Kraft nimmt, verkündet nicht den größeren Gott, sondern verkleinert ihn, der gerade im Paradox menschlicher Ohnmacht die Macht seiner Liebe zeigt und damit dem Gesetz der Heilsgeschichte treu bleibt. (Zur Gemeinschaft berufen, Freiburg 1991, S. 69). 

In seiner Silvesterpredigt 1979 in München deutete Kardinal Ratzinger die Misstöne, dier er heute als Papst zu hören bekommt. Damals sagte er, es sei dem Lehramt aufgetragen, „den Glauben der Einfachen gegen die Macht der Intellektuellen zu verteidigen. Seine Aufgabe ist es, dort zur Stimme der Einfachen zu werden, wo Theologie das Glaubensbekenntnis nicht mehr auslegt, sondern es in Besitz nimmt und sich über das einfache Wort des Bekenntnisses stellt. Insofern wird zwangsläufig das Tun des Lehramts immer den Ruch des Naiven an sich haben. ... Das kirchliche Lehramt schützt den Glauben der Einfachen; derer, die nicht Bücher schreiben, nicht im Fernsehen sprechen und keine Leitartikel in den Zeitungen verfassen können.“ 

Dann schon als Papst sagte er bei der Amtsübernahme am 24. April 2005 auf dem Petersplatz: „Wie oft wünschten wir, dass Gott sich stärker zeigen würde. Dass er dreinschlagen würde, das Böse ausrotten und die bessere Welt schaffen. Alle Ideologien der Gewalt rechtfertigen sich mit diesen Motiven: Es müsse auf solche Weise zerstört werden, was dem Fortschritt und der Befreiung der Menschheit entgegenstehe. Wir leiden unter der Geduld Gottes. Und doch brauchen wir sie alle. Der Gott, der Lamm wurde, sagt es uns: Die Welt wird durch den Gekreuzigten und nicht durch die Kreuziger erlöst. Die Welt wird durch die Geduld Gottes erlöst und durch die Ungeduld der Menschen verwüstet. So muss es eine Haupteigenschaft des Hirten sein, dass er die Menschen liebt, die ihm anvertraut sind, weil und wie er Christus liebt, in dessen Diensten er steht. „Weide meine Schafe“, sagt Christus zu Petrus, sagt er nun zu mir. Weiden heißt lieben, und lieben heißt auch, bereit sein zu leiden. Und lieben heißt: den Schafen das wahrhaft Gute zu geben, die Nahrung von Gottes Wahrheit, von Gottes Wort, die Nahrung seiner Gegenwart, die er uns in den heiligen Sakramenten schenkt. Liebe Freunde – in dieser Stunde kann ich nur sagen: Betet für mich, dass ich den Herrn immer mehr lieben lerne. Betet für mich, dass ich seine Herde – Euch, die heilige Kirche, jeden einzelnen und alle zusammen immer mehr lieben lerne. Betet für mich, dass ich nicht furchtsam vor den Wölfen fliehe. Beten wir füreinander, dass der Herr uns trägt und dass wir durch ihn einander zu tragen lernen.“